THEMA DES TAGES
DAS THEMA IN 30 SEKUNDEN
SPD-Kanzlerkandidat Olaf Scholz geht auch aus dem dritten und letzten TV-Triell als Sieger hervor. Laut einer Blitzumfrage im Anschluss an die Fernsehdebatte vom Sonntagabend hat sich Scholz laut 42 Prozent der TV-Zuschauer:innen am besten geschlagen. Auf Platz zwei landete Unionskanzlerkandidat Armin Laschet mit 27 Prozent…6 PERSPEKTIVEN ZUM THEMA
DIE PERSPEKTIVE IN 30 SEKUNDEN
Johannes Bebermeier und Tim Kummert haben für das Nachrichtenportal T-ONLINE die wesentlichen Erkenntnisse aus dem dritten und finalen TV-Triell zwischen Olaf Scholz (SPD), Annalena Baerbock (Grüne) und Armin Laschet (CDU) herausgearbeitet. Die wesentliche Erkenntnis laut den T-ONLINE-Redakteuren: Rot-Grün ist zurück. „Scholz und Baerbock verbünden sich…ANMERKUNG DER REDAKTION
Johannes Bebermeier arbeitet seit 2018 als politischer Reporter für T-ONLINE. Er hat Politikwissenschaft und Geschichtswissenschaft an der Georg-August-Universität Göttingen studiert. Nach seinem Studium hat er bei der RHEIN-ZEITUNG in Koblenz volontiert und als Politikredakteur gearbeitet, bis er 2018 zu T-ONLINE wechselte. Hier beschäftigt sich Bebermeier…DIE PERSPEKTIVE IN 30 SEKUNDEN
TV-Auftritte entscheiden nicht über den Ausgang einer Bundestagswahl, stellt Kristina Dunz klar. „Doch für immer noch Unentschlossene kann das finale Triell der Kanzlerkandidierenden tatsächlich eine Entscheidungshilfe sein“, glaubt die stellvertretende Leiterin des Hauptstadtbüros vom REDAKTIONSNETZWERK DEUTSCHLAND (RND). Ihrer Meinung nach haben die beiden Moderatorinnen Linda…ANMERKUNG DER REDAKTION
Kristina Dunz ist Journalistin und seit Januar 2021 stellvertretende Leiterin der Hauptstadtredaktion des REDAKTIONSNETZWERKS DEUTSCHLAND (RND). Davor hat sie als stellvertretende Leiterin des Parlamentsbüros der RHEINISCHEN POST gearbeitet und war dort zuständig für die Berichterstattung über das Kanzleramt und die CDU. Sie ist außerdem regelmäßige…DIE PERSPEKTIVE IN 30 SEKUNDEN
Im TAGESSPIEGEL vergleicht Anna Sauerbrey das finale TV-Triell mit einem Schwarzbrot: „bodenständig, weitgehend humorlos, sehr, sehr deutsch, aber eben doch gesund und sättigend“. Für die Leiterin des Meinungsressorts bei der Berliner Tageszeitung hat es sich daher um das beste der drei TV-Trielle gehandelt. Das habe…ANMERKUNG DER REDAKTION
Anna Sauerbrey ist Journalistin und Mitglied der Chefredaktion vom TAGESSPIEGEL. Sie hat Mittlere und Neuere Geschichte, Politikwissenschaft und Publizistik in Mainz und Bordeaux studiert. Anschließend hat Sauerbrey als wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Universität Mainz gearbeitet. Sie hat bei der FAZ und dem ZDF hospitiert und…DIE PERSPEKTIVE IN 30 SEKUNDEN
In den Augen des Politik- und Wirtschaftsredakteurs Jens Kiffmeier wurde bei den TV-Triellen eine große Chance versäumt.„Theoretisch hätte es in diesem Wahlkampf die Chance gegeben, in allen Sendungen drei verschiedene Themenkomplexe zu besprechen, ohne den Blick auf die Uhr“, bemängelt Kiffmeier in der KREISZEITUNG. „Doch…ANMERKUNG DER REDAKTION
Jens Kiffmeier ist Politik- und Wirtschaftsredakteur bei IPPEN-DIGITAL. Er schreibt für verschiedene IPPEN-DIGITAL-Portale, vorwiegend für 24HAMBURG.DE und KREISZEITUNG.DE. Er fokussiert sich auf Landespolitik im Norden Deutschlands. Kiffmeier arbeitet außerdem für die KIELER NACHRICHTEN. Nach eigener Aussage legt er häufig „ein Auge auf rechte Umtriebe“. KREISZEITUNG.DE…DIE PERSPEKTIVE IN 30 SEKUNDEN
Alexander Marguier fällt ein vernichtendes Urteil über das finale TV-Triell. PROSIEBEN habe seinen Ruf, „grenzdebiles Fernsehen zu produzieren“, wieder einmal untermauert, ätzt der CICERO-Chefredakteur. Nach zwei enttäuschenden TV-Triellen habe der Sender seiner Meinung nach die bereits niedrigen Erwartungen noch einmal unterlaufen. Dabei macht Marguier auch…ANMERKUNG DER REDAKTION
Alexander Marguier ist Journalist und Chefredakteur des politischen Magazins CICERO. Er hat Volkswirtschaftslehre in Freiburg und unter anderem auch in Bari studiert. Nach seinem Studium hat er als Diplom-Volkswirt bei der SAARBRÜCKER ZEITUNG volontiert. Im Jahr 1998 hat er bei der FRANKFURTER ALLGEMEINEN ZEITUNG (FAZ)…DIE PERSPEKTIVE IN 30 SEKUNDEN
Johannes Schneider macht sich in der ZEIT Gedanken darüber, was von den TV-Triellen und vom TV-Wahlkampf insgesamt hängenbleiben wird. Dabei hat der Kulturredakteur eine „Läuterungsgeschichte des Privatfernsehens“ festgestellt. Seiner Meinung nach wurde „aus einer konsum- und zerstreuungsorientierten Entpolitisierungsmaschine ein wichtiges Korrektiv für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk“.…ANMERKUNG DER REDAKTION
Johannes Schneider ist ein deutscher Journalist und arbeitet als Redakteur im Ressort Kultur bei ZEIT Online. Der Diplom-Kulturwissenschaftler hat Kreatives Schreiben und Kulturjournalismus in Hildesheim und German Studies in St. Louis studiert. Ab 2010 hat er beim TAGESSPIEGEL volontiert und ist danach für kurze Zeit…THEMA DES TAGES
DAS THEMA IN 30 SEKUNDEN
Facebook hat vergangene Woche knapp 150 Kanäle und Gruppen der deutschen „Querdenken“-Bewegung gelöscht und damit übers Wochenende für viel Diskussionsstoff gesorgt. Laut Facebook-Sicherheitsmanager Nathaniel Gleicher war es die erste Aktion weltweit, die sich gezielt gegen eine Gruppierung richtet, die mit der Veröffentlichung von Falschinformationen, Hassrede…4 PERSPEKTIVEN ZUM THEMA
DIE PERSPEKTIVE IN 30 SEKUNDEN
Baden-Württembergs Antisemitismus-Beauftragter Michael Blume begrüßt die Lösch-Aktion von Facebook. In einem Gastbeitrag für den Blog VOLKSVERPETZER erläutert er, warum er die Maßnahme für längst überfällig hält. Die Querdenken-Bewegung bestehe aus rechtspopulistischen und demokratiefeindlichen Menschen. Diese nutzen Blume zufolge unseren freiheitlichen Rechtsstaat aus, um andere zu…ANMERKUNG DER REDAKTION
Michael Blume ist Religionswissenschaftler, Politikwissenschaftler und Antisemitismusbeauftragter in Baden-Württemberg. Blume beschäftigt sich mit Fragen zum christlich-islamischen Dialog in Deutschland und lehrt über das Zusammenspiel von Religion und Demografie. Er hat im Jahr 2000 das erste jüdisch-christlich-islamische „Abrahamsfest“ in Deutschland organisiert. Außerdem ist er 1998 Mitgründer der 2013 aufgelösten Christlich-Islamischen…DIE PERSPEKTIVE IN 30 SEKUNDEN
Der Journalist Markus Reuter warnt auf dem Blog NETZPOLITIK.ORG davor, dass Maßnahmen wie die Löschung von Querdenken-Kanälen eine Gefahr für die Demokratie seien. Besonders kritisch sieht er die Intransparenz derartiger Vorgänge. Reuter hält Querdenken zwar selbst für eine demokratiefeindliche und teilweise rechtsradikale und antisemitische Bewegnug,…ANMERKUNG DER REDAKTION
Markus Reuter arbeitet seit 2016 als Redakteur bei NETZPOLITIK, wo er sich unter anderem mit den Themen Videoüberwachung, Fake News, Hassrede und Zensur auseinandersetzt. Zu diesen Themen trat Reuter auch als Experte im Bundestag auf. Auch in anderen Medien wird Reuter des Öfteren als Experte…DIE PERSPEKTIVE IN 30 SEKUNDEN
Die Politikwissenschaftlerin und Netzexpertin Katharina Nocun analysiert im Interview mit Andrea Schwytzer für den NDR die Facebook-Löschaktion der Querdenken-Konten vergangene Woche. Prinzipiell sei das Vorgehen des Konzerns legitim, da Soziale Netzwerke ihre Gemeinschaftsstandards selbst bestimmen und im Rahmen dieser auch betsimmte Inhalte von der Plattform…ANMERKUNG DER REDAKTION
Andrea Schwyzer ist Reporterin, Moderatorin und Autorin. Sie hat außerdem ihre erste Live-Comedy-Radiosendung in der Schweiz entwickelt. Durch ihre Arbeit beim ARD hat sie unter anderem in New York und London gearbeitet. Seit 2012 gehört sie zum Team von NDR Kultur. Katharina Nocun ist eine deutsch-polnische…DIE PERSPEKTIVE IN 30 SEKUNDEN
Der Journalist Ben Kendal nimmt für das REDAKTIONSNETZWERK DEUTSCHLAND die Rolle der Algorithmen in den sozialen Medien kritisch unter die Lupe. Besonders zwei Aspekte beleuchtet Kendal: Erstens, dass sie intransparent seien, zweitens, dass sie zudem höchst undemokratisch seien. Jedes Unternehmen nutze seine eigenen Algorithmen und…ANMERKUNG DER REDAKTION
<em>Zum Faktencheck:</em> Die <a href=“https://algorithmwatch.org/en/instagram-algorithm-nudity/“>Studie</a>, auf die Kendal sich in seinem Beitrag bezieht, ist eine Studie von der gemeinnützigen Forschungs- und Advocacy-Organisation ALGORITHMWATCH. Die Autor:innen der Studie Édouard Richard, Judith Duportail, Nicolas Kayser-Bril and Kira Schacht kommen zu dem Ergebnis, dass Instagram nackte Haut im…DEBATTE DES TAGES
DIE DEBATTE IN 30 SEKUNDEN
Seit Wochen werden wir gefühlt jeden Tag mit neuen Umfragen konfrontiert. Wer führt? Wer fällt zurück? Welche neuen Koalitionsmöglichkeiten ergeben sich? Jede Veränderung in den Umfragen beeinflusst nicht nur die Berichterstattung der Medien, sondern auch die Wahlkampftaktik der Parteien. Dabei, und da herrscht weitgehend Übereinstimmung,…PERSPEKTIVEN – 2 Positionen
PRO – 3 Perspektiven
DIE PERSPEKTIVE IN 30 SEKUNDEN
Hugo Müller-Vogg ist sich sicher: Wahlumfragen beeinflussen Wähler:innen in ihren Entscheidungen. Diese Entwicklung kritisiert der Journalist in einem Beitrag für das Magazin CICERO. Wähler:innen orientierten sich heute weniger an dem, „was die Kandidaten und Parteien versprechen und was sie politisch erreicht haben oder nicht erreicht haben“, als daran, wie eine Partei in den Umfragen steht. Das sei problematisch, weil nicht transparent sei, wie politisch unvoreingenommen die Umfrageinstitute tatsächlich seien.
Müller-Vogg warnt vor allem vor einem sogenannten „Mitläufer-Effekt“: Die Idee, dass Menschen dazu neigen, sich der umfragestärksten Partei anzuschließen. Parteien nutzten dieses Phänomen für den Wahlkampf. So hätten etwa in der ARD-Sendung Maischberger SPD-Anhänger:innen wiederholt die günstige Forsa-Wahlumfrage thematisiert und dabei unterschlagen, dass in Umfragen von anderen Instituten die SPD deutlich schlechter abschneidet.
Müller-Vlogg verweist zudem darauf, dass die politische Neutralität der Institute immer wieder angezweifelt werde. Allensbach unterstelle man beispielsweise „eine gewisse Sympathie für die Union“. Gleichzeitig bestehe der Verdacht, dass die Institute die Zahlen manipulierten, um sich „zusätzliche Aufmerksamkeit“ zu sichern. Denn: Je stärker die „Zahlen der Demoskopen“ von der bisherigen Tendenz abwichen, umso mehr Medienaufmerksamkeit erhielten diese.
ANMERKUNG DER REDAKTION
Hugo Müller-Vogg, geboren 1947, ist Buchautor und Journalist. Er war von 1988 bis 2001 Mitherausgeber der FRANKFURTER ALLGEMEINEN ZEITUNG und ist Autor mehrerer Gesprächsbiografien über CDU-Politiker:innen, darunter der ehemalige Bundespräsident Horst Köhler und die ehemalige Bundeskanzlerin Angela Merkel. Er hat bis 2015 regelmäßig Polit-Kolumnen für die BILD geschrieben und darüber hinaus Beiträge für Medien wie FOCUS, CICERO und TICHYS EINBLICK verfasst. In seinen Texten behandelt der CDU-nahe Autor politische und wirtschaftliche Themen aus einer liberalkonservativen Sicht und kritisiert immer wieder die Politik der Linkspartei und der Grünen. Nach einem Neonazi-Aufmarsch in Chemnitz 2018 hat er Kirchenverbände, Linke und Grüne kritisiert, die zum „Kampf gegen Rechts“ aufgerufen hätten, da diese sich damit mit Linksradikalen verbündet hätten. Seit 2018 schreibt er als FOCUS-ONLINE-Autor. Meist handelt es sich hierbei um Kommentare zu politischen Themen.
Der CICERO ist ein monatlich erscheinendes politisches Magazin, das im vierten Quartal 2022 in einer verkauften Auflage von rund 41.000 Exemplaren erschienen ist (die verbreitete Auflage lag bei 42.684 Exemplaren). Der CICERO ist 2004 von Wolfram Weimer gegründet worden, der bis 2010 Herausgeber war. Das Magazin gilt als traditionell konservatives Medium. Schwerpunkte der Berichterstattung liegen in den Bereichen Politik, Wirtschaft und Kultur. Das GOETHE-INSTITUT befindet, die Redakteur:innen zielten vor allem auf eine akademische Leser:innenschaft. Seit der Chefredaktion von Christoph Schwennicke und Alexander Marguier mehren sich auch Stimmen, die dem Magazin vorwerfen, inhaltlich nach rechts gerückt zu sein. Schwennicke ist im Januar 2021 aus der Redaktion ausgestiegen. Die TAZ und das Medienmagazin MEEDIA sehen den ehemaligen Kultur-Ressortleiter Alexander Kissler (seit August 2020 bei der NZZ) als treibende Kraft hinter diesem Rechtsruck. MEEDIA befindet, Kissler schreibe Texte, „für die das Label konservativ schon fast euphemistisch ist“; die TAZ sieht ihn an der Grenze zum Rechtspopulismus. ÜBERMEDIEN kennzeichnete den CICERO 2019 als „für ganz links zu rechts, für ganz rechts zu mittig“.
DIE PERSPEKTIVE IN 30 SEKUNDEN
Wahlumfragen seien weniger repräsentativ als es den Anschein erwecke, kritisiert der Mathematiker Walter Mohr in einem Interview für das Online-Magazin KRASS & KONKRET.
Mohr erläutert sein Argument so: Wahlforschungsinstitute arbeiteten zunächst mit sogenannten „Rohdaten“. Das sind die unaufbereiteten Daten, die in Umfragen erhoben werden. Um die Daten aussagekräftig zu machen, zum Beispiel, um Vorhersagen zu generieren, sei es notwendig, dass die Wahlforschungsinstitute starke Veränderunge an den Rohdaten vornehmen. Wie die Rohdaten aus der Erhebung allerdings verändert werden, das werde oft nicht transparent gemacht. Dadurch lasse sich schwer ermitteln, wie repräsentativ die Daten tatsächlich sind.
Denn vor der Bearbeitung unterscheiden sich die Rohdaten der Wahlinstitute sehr stark voneinander, erläutert der Mathematiker. Faktoren, die diese Unterschiede beeinflussen, seien laut Mohr: „Antwortverweigerung“ und die Angabe von falschen Antworten „aus sozialer Erwünschtheit“. Befragte hätten etwa Hemmungen ihre Wahlentscheidung für die AfD zuzugeben, wodurch diese beispielsweise in Stichproben unterschätzt werde.
Die Umfragen der Institute näherten sich erst in der Nachbearbeitung einander an. Die gesammelten Daten müssten zunächst „gewichtet“ werden, um „sogenannte Repräsentativität“ zu erzeugen. Deshalb müsse man sich stets bewusst machen, dass eine „Stichprobe [nicht] eine Mini-Abbildung“ der gesellschaftlichen Meinung widerspiegle; vielmehr griffen Wahlforscher:innen massiv in die Zahlen ein, um das Ergebnis zu verbessern. Wie dies geschehe, sei mit Ausnahme der „Forschungsgruppe Wahlen“ aber unbekannt. Daher warnt Mohr, die Umfragen nicht zu überschätzen.
ANMERKUNG DER REDAKTION
Walter Mohr ist Mathematiker. Er leitet die Prognosys Bewertungs GmbH, die sich seit Jahren mit Vorhersagen von Wahlergebnissen beschäftigt. Zudem hat er die PESM Wahlbröse gegründet, die Echtgeld-Börsenplätze ohne Gebühren anbietet.
Florian Rötzer ist Journalist und Buchautor. Der studierte Philosoph ist Mitgründer des Online-Magazins TELEPOLIS. Dort hat er knapp 25 Jahre als Chefredakteur gearbeitet. Zudem hat Rötzer als Redakteur beim Heise-Verlag gearbeitet und war mehrere Jahre als freier Autor und Publizist mit dem Schwerpunkt Medientheorie tätig. Er war Chefredakteur des Online-Magazins KRASS UND KONKRET, das seit 2022 als gleichnamiges Ressort Teil des Magazins OVERTON vom Westend-Verlag ist.
KRASS UND KONKRET ist ein Online-Magazin, das täglich aktuellen Meinungsartikel, Buchempfehlungen und Interviews veröffentlicht. Chefredakteur ist Journalist und Autor Florian Rötzer, ehemaliger Chefredakteur von TELEPOLIS. Die Schwerpunkte des Magazins sind Politik, Gesellschaft, Ökologie, Wirtschaft und Naturwissenschaften. Das Online-Magazin gehört zu dem Online-Buchladen „Buchkomplizen“, das zum Teil Bücher mit antikapitalistischen, COVID-19-Impfung-kritischen und verschwörungsmythischen Inhalten veröffentlicht, so zum Beispiel die Bücher „Endspiel des Kapitalismus. Wie Konzerne die Macht übernahmen und wie wir sie zurückholen“, „Corona-Impfung. Was Ärzte und Patienten unbedingt wissen sollten“ und „Mythos 9/11. Die Bilanz des Jahrhundertverbrechens – 20 Jahre danach“. Geschäftsführer der Buchkomplizen GmbH in Frankfurt am Main ist Andreas Horn, der auch zum Frankfurter Westend Verlag gehört. Der Westend Verlag wurde zusammen mit 59 weiteren Preisträgern mit dem Verlagspreis 2020 ausgezeichnet.
DIE PERSPEKTIVE IN 30 SEKUNDEN
Durch den starken Fokus auf Umfragen verlieren die Bürger:innen den Blick für das Wesentliche, mahnt Stephan Hebel in der FRANKFURTER RUNDSCHAU. Der Politredakteur erinnert: Eigentlich gehe es bei einer Bundestagswahl nicht um Personen, sondern um Interessenvertretung. Um Inhalte also. Durch die zunehmende Bedeutung von Umfragen verlieren aber Inhalte in der Wahlentscheidung von Bürger:innen weiter an Gewicht, warnt Hebel.
Er meint: Der ständige Fokus auf Umfragen in der Berichterstattung führe zu einem „Übergewicht der Performance“ gegenüber Inhalten. Die politischen Grenzen zwischen den Lagern weichten durch diesen Personenfokus auf, beklagt Hebel. Dass dadurch heute fast jede Koalition möglich ist, habe „die Wahrheitsfindung des Souveräns“, also der Bürgerinnen und Bürger, deutlich erschwert. Auch die Möglichkeit strategisch zu wählen gebe es deshalb nicht mehr, da die Koalition, in die eine Stimme letztlich einfließt, nicht mehr vorhergesagt werden könne.
Nach Hebel sollten wir uns deshalb „für diejenigen entscheiden, die zumindest einigermaßen zu uns passen“. Dabei sei es nicht entscheidend, ob die Umfragen der Partei unser Wahlchancen aufs Kanzleramt prognostizierten. Die „Fehlertoleranz“ sei in Zeiten „zurückgehender Parteibindungen relativ hoch“. Und außerdem gelte: „Gute Opposition hat auch ihren Wert“.
ANMERKUNG DER REDAKTION
Stephan Hebel ist Autor, Journalist und Leitartikler bei der Tageszeitung FRANKFURTER RUNDSCHAU. Er ist außerdem Mitglied des Presseclubs der ARD und ständiges Mitglied der Jury für das „Unwort des Jahres“. Er arbeitet u.a. auch für die Sender des DEUTSCHLANDRADIOS, die Wochenzeitung DER FREITAG und die christliche Zeitschrift PUBLIK FORUM. 2019 hat er sein drittes Buch über Angela Merkels Kanzlerschaft veröffentlicht. Hebel hat Germanistik und Lateinamerikanistik studiert.
Die FRANKFURTER RUNDSCHAU (FR) ist eine Tageszeitung mit Sitz in Frankfurt am Main. Sie erschien erstmals 1945 und sollte ein linksliberales Gegenmodell zur eher konservativ ausgerichteten Frankfurter Konkurrenz (FAZ, FNP) darstellen. Durch die Medienkrise brach das sonst auflagenstarke Blatt ab 2001 ein und musste 2012 Insolvenz anmelden. Das Goethe-Institut bemerkte 2011, das einstige „Leitmedium der linken Intellektuellen“ sei redaktionell „bis zur Bedeutungslosigkeit ausgedünnt“. Nach mehreren Übernahmen und Verkäufen in den letzten zwanzig Jahren gehört die FR seit 2018 zur Ippen-Verlagsgruppe, einem der größten Medienkonzerne in Deutschland. Der Ippen-Konzern stand 2021 in der Kritik, weil Verlagschef Dirk Ippen eine kritische Berichterstattung seines verlagseigenen Investigativ-Teams über den umstrittenen Ex-BILD-Chefredakteur Julian Reichelt verboten hat. Die Auflage der FRANKFURTER RUNDSCHAU wird nur zusammen mit anderen Publikationen des Ippen-Konzerns im Raum Hessen ausgegeben: Die verkaufte Auflage dieser insgesamt sechs Publikationen lag im vierten Quartal 2022 bei rund 141.000 Exemplaren.
CONTRA – 3 Perspektiven
DIE PERSPEKTIVE IN 30 SEKUNDEN
Politikwissenschaftlerin Sigrid Roßteutscher ist überzeugt: Wahlumfragen machen es so möglich, aus der eigenen Meinungsblase herauszukommen und mitzubekommen, wie die Stimmung in der Gesellschaft ist. Das meint er in einem Interview für DEUTSCHLANDFUNK NOVA. Zudem argumentiert Roßteutscher, dass der Einfluss von Umfragen auf Wahlentscheidungen begrenzt sei.
Roßteutscher findet die Sorge unbegründet, dass ungenaue Umfragen die Wahl massiv beeinflussen könnten. 2017 hätten rund „20 Prozent der Wähler gesagt, dass sie sich erst am am Wahltag entschieden haben“, für welche Partei sie ihre Stimme abgeben. Dass diese Gruppe stark von Umfragen beeinflusst wird, bezweifelt Roßteutscher: „Social Media ist relativ politikfern“. Weniger politikinteressierte Menschen würden Umfragen daher kaum mitbekommen.
Aus ihrer Sicht haben die Wahlumfragen aber zwei entscheidende Vorteile: Erstens verschafften sie „einen objektiveren Blick auf das Geschehen“ als Konversationen im eigenen Freundeskreis oder der Konsum des eigenen Lieblingsmediums und holten uns so aus unseren Meinungsblasen heraus. Im Gegensatz zu den Informationen, die uns über Social Media erreichen, gäben die Umfragen einen Überblick der gesamtgesellschaftlichen Meinung. Zweitens ermöglichten die Stimmungsbilder „strategisches Wählen“. Manche hätten nämlich ein Interesse daran, „eine rechtsgeführte oder eine linksgeführte Regierung zu verhindern“. In ihrer Wahlentscheidung würden diese Wähler:innen dann die Partei berücksichtigen, die laut Umfragen die größte Chance hat einen Sieg der ungeliebten rechts- oder linksaußen Partei zu verhindern.
ANMERKUNG DER REDAKTION
Sigrid Roßteutscher ist Soziologin und Politikwissenschaftlerin an der Johann Wolfgang Goethe-Universität in Frankfurt. Ihre Schwerpunkte sind soziale Konflikte und der soziale Wandel. Außerdem ist Roßteutscher Projektleiterin der German Longitudinal Election Study, ein Umfrageprogramm das sich mit der Erhebung und Bereitstellung von Daten für die nationale und internationale Wahlforschung beschäftigt. Seit 2019 ist sie die Vorsitzende der Deutschen Gesellschaft für Wahlforschung.
Sebastian Sonntag ist Journalist, Podcaster, Produzent und hauptberuflich Moderator. Über zwei Jahre hat Sonntag als stellvertretender Chefredakteur und Moderator beim Hochschulradio Aachen gearbeitet. Von dort aus ging es weiter zu dem Radiosender 1LIVE, wo er über 6 Jahre gearbeitet hat. Seit 2014 arbeitet Sonntag freiberuflich als Radiomoderator für verschiedene Sender.
DEUTSCHLANDFUNK NOVA ist wie der DEUTSCHLANDFUNK eines der drei bundesweiten Programme des DEUTSCHLANDRADIOS. Der DEUTSCHLANDFUNK wurde 1962 gegründet. DEUTSCHLANDFUNK NOVA (früher DRADIO WISSEN) ist das dritte und jüngste Programm des Deutschlandradios und ist erstmals 2010 auf Sendung gegangen. Seit 2014 positioniert sich der Sender besonders für eine junge Zielgruppe mit hohem Wortanteil und heterogener Musikauswahl. Laut der Media-Analyse „ma Audio 2021“ wird DEUTSCHLANDFUNK NOVA täglich von rund 140.000 Menschen eingeschaltet.
DIE PERSPEKTIVE IN 30 SEKUNDEN
Die Arbeit der Wahlinstitute sei besser als häufig behauptet werde, gibt der Schweizer Journalist Heiner Hug in einem Beitrag für JOURNAL21 zu bedenken. Fehlprognosen seien auf dem Feld der Wahlumfragen unvermeidlich – „das liegt in der Natur der Sache“.
Hug verweist zunächst auf die spektakulär falsche Wahlprognose des Instituts INSA in Sachsen-Anhalt, welches das Stimmverhältnis CDU-AfD um 16 Prozent verfehlt hatte. Hinter solchen Fehleinschätzungen stecke auch politisches Kalkül – INSA stehe der AfD nahe.
Im Gegensatz dazu arbeite aber der überwiegende Teil der Institute arbeite „seriös“. Die Unsicherheiten kämen zudem durch schwer auszugleichende gesellschaftliche Veränderungen zu Stande: „Die Zahl der Wechselwähler ist hoch. Da können Ereignisse am Vortag der Wahl grossen Einfluss haben“.
Deshalb dürfe man nicht erwarten, dass Wahlumfragen exakt seien. Zudem seien die Meinungsforschungsinstitute dahingehend durchaus transparent und sich ihrer „Schwächen bewusst“. Nicht ohne Grund betonten sie deshalb, „dass ihre Umfragen keine Prognose, sondern ein Stimmungsbild zu einem bestimmten Zeitpunkt“ seien. Die Forscher:innen würden außerdem offen auf die Fehlerquoten ihrer Umfragen hinweisen. Das Problem liege folglich eher bei der Einordnung solcher Zahlen: Medien bewerteten „die Ergebnisse der Umfragen als Prognose“ und die offengelegte Fehlerquote würde in der Presse „kaum zur Kenntnis genommen“.
ANMERKUNG DER REDAKTION
Heiner Hug ist ein Schweizer Journalist und Buchautor. Er ist Gründer des journalistischen Online-Magazins JOURNAL 21. Bevor er das Magazin gegründet hat, hat er als Redaktionsleiter der TAGESSCHAU gearbeitet. Unter anderem hat er für das Schweizer Fernsehen gearbeitet, ist Auslandskorrespondent in Genf und Paris gewesen und Mitarbeiter beim ZDF der NZZ und der Agentur AP gewesen. Zudem ist Hug Autor von drei Büchern.
JOURNAL21 ist ein schweizerisches Onlinemagazin, an dem etwa 80 Journalist:innen mitarbeiten. Das Magazin wurde im Sommer 2010 von dem früheren Redaktionsleiter der Tagesschau Heiner Hug gegründet und ohne Gewinnabsicht betrieben. JOURNAL21 beschäftigt sich mit vertieften Analysen, Kommentaren und Hintergrundberichten zu aktuellen politischen Ereignissen. Außerdem werden Artikel in französischer, englischer und italienischer Sprache publiziert. Das Team des Magazins berichtet, dass es sich an Leserinnen und Leser richtet, die bereit sind, anspruchsvolle Texte zu konsumieren.
DIE PERSPEKTIVE IN 30 SEKUNDEN
Selbst wenn Wahlumfragen das Wahlverhalten von Bürger:innen massiv beeinflussen würden, sei ein Verbot nicht gerechtfertigt, urteilt der Kommunikationswissenschaftler Frank Brettschneider im PR JOURNAL. Denn Brettschneider argumentiert: „Die Vorstellung, es gebe die ,reine‘ Wahlentscheidung, die Menschen ohne Informationen von außen treffen, ist wirklichkeitsfremd und naiv“.
Umfragen seien zunächst einmal Informationen, die nützlich für die Entscheidungsfindung an der Wahlurne sein können. Sie ermöglichten es, beispielsweise strategisch zu wählen. Die negativen Effekte und Nachteile, die diese Umfragen in den Augen der Kritiker:innen mit sich bringen, seien hingegen empirisch weder „in Deutschland noch in den USA nachgewiesen“. Dies gelte etwa für den „Mitläufereffekt“, wonach Wähler:innen sich der umfragestärksten Partei anschlössen. Brettschneider kritisiert, dass sich dieser Effekt wissenschaftlich nicht belegen lasse.
Und selbst wenn es Effekte wie den „Mitläufereffekt“ geben sollte, meint Brettschneider: Wahlumfragen zu verbieten wäre deshalb trotzdem falsch. Nach derselben Logik könne man sonst auch Social Media verbieten oder die Nachrichtenberichterstattung in Radio, Fernsehen und Zeitungen vor Wahlen einstellen. Denn all diese Formen der Information haben das Potential, die Wahlentscheidung zu beeinflussen, gibt er zu bedenken.
ANMERKUNG DER REDAKTION
Frank Brettschneider ist Kommunikationswissenschaftler und seit 2006 Inhaber des Lehrstuhls für Kommunikationswissenschaft an der Universität Hohenheim. Er hat Politikwissenschaft, Publizistik und Jura an der Johannes Gutenberg-Universität in Mainz studiert und dort anschließend als wissenschaftlicher Mitarbeiter gearbeitet. Von 1992 bis 2000 hat er als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Sozialwissenschaften in Stuttgart geforscht. An der Uni Stuttgart hat er außerdem mit dem Thema „Öffentliche Meinung und Politik“ promoviert. Seit 2001 ist er Professor für Kommunikationswissenschaften.
Thomas Dillmann ist Journalist und Online-Chefredakteur beim PR-JOURNAL. Zuvor hat er beim Softwareanbieter ICW (InterComponentWare) gearbeitet. Dillmann arbeitet seit 2013 beim PR-JOURNAL. Er hat Sozialwissenschaften in Bochum studiert und nach seinem Abschluss als Redaktionsleiter beim Verlag Rommerskirchen gearbeitet.
PR-JOURNAL ist ein Onlineportal für PR und Kommunikation. Gründer und Herausgeber ist der PR-Berater Gerhard Pfeffer; die Redaktion leitet der Journalist Thomas Dillmann. Das Portal hat das Ziel Mitarbeitende und Entscheider:innen der PR- und Kommunikationsbranche up-to-date zu halten. Sie berichten über Etatmeldungen, Personalien sowie über Kampagnenstarts. Zudem vermittelt PR-JOURNAL Jobs an Jobsuchende und gilt als Anlaufstelle für Agenturen und Unternehmen mit offenen Stellenangeboten. Sitz der Agentur ist in Siegburg.
DEBATTE DES TAGES
DIE DEBATTE IN 30 SEKUNDEN
Auf dem Papier sind Frauen und Männer in Deutschland gleichberechtigt. Wer in die Führungsebenen deutscher Unternehmen schaut, sieht aber schnell: Die bestbezahlten Jobs gehen noch immer meistens an Männer. Im internationalen Vergleich schneidet Deutschland besonders schlecht ab. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes lag Deutschland in Sachen Führungspositionen von Frauen im Jahr 2020 im Vergleich zu anderen EU-Ländern nur im unteren Drittel, hinter Lettland und Polen.
Nur 14,6 Prozent der Positionen in den Vorständen börsennotierter Unternehmen in Deutschland sind zurzeit mit Frauen besetzt (DIW Berlin, 2021).
Mit der anstehenden Bundestagswahl könnte sich daran etwas ändern. Mehrere Parteien fordern aktuell, dass die bereits eingeführte Regelung, dass in Vorständen börsennotierten Unternehmen mit mehr als drei Mitgliedern mindestens eine Frau sitzen muss, zum Beispiel zu einer weitreichenden Frauenquote umgebaut wird.
Ob das geschieht, hängt von den Parteien ab, die die Wahl gewinnen. Während Parteien aus dem linken Spektrum das bereits verabschiedete „zweite Führungspositionengesetz“ voranbringen und weiterentwickeln möchten, halten konservative und liberale Parteien diese Art von Vorschriften für die freie Wirtschaft für keine gute Idee. Ist die Frauenquote der richtige Weg zur Gleichberechtigung? Oder hat man mit Quoten keine Chance?
PERSPEKTIVEN – 2 Positionen
ARGUMENTE AUS DEN MEDIEN – 4 Perspektiven
DIE PERSPEKTIVE IN 30 SEKUNDEN
In seiner Kolumne „Fratzschers Verteilungsfragen“ auf ZEIT ONLINE erklärt Ökonom Marcel Fratzscher, warum eine Frauenquote nicht nur Chancengleichheit bringt, sondern auch auf anderen Ebenen wirkt – und auch den Männern nützen kann.
Der Ökonom nennt zwei Gründe, warum die Quote nicht nur für Frauen gut ist: Erstens böten mehr Mitarbeiterinnen eine Chance für die Verbesserung von Unternehmen. Wissenschaftliche Studien zeigen, dass „Unternehmen mit einem ausgewogenen Management und einem hohen Maß an Diversität wirtschaftlich erfolgreicher und widerstandsfähiger sind“, erläutert er. Unternehmen, die nicht nur von Männern geleitet werden, erzielten demnach bessere Ergebnisse.
Zweitens dürfe man nicht vergessen, dass Männer ihre Positionen in der Vergangenheit Deutschlands „nicht wegen ihrer Qualifikationen, sondern aufgrund des Geschlechts“ erhalten haben, so Fratzscher. Umfragen zeigten jedoch, dass sich auch Männer Gleichstellung und Chancengleichheit wünschen. Denn, erläutert Fratzscher, „auch Männer wollen, dass ihre Partnerinnen gesund und zufrieden eine erfüllende Karriere verfolgen können. Sie wollen genauso mehr Aufgaben in der Familie mit ihren Partnerinnen teilen, wie Frauen dies wollen.“ Die Darstellung, vor allem Frauen würden von Gleichstellung durch Quoten profitieren, sei also nicht richtig, findet der Ökonom.
ANMERKUNG DER REDAKTION
Marcel Fratzscher ist Ökonom und Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW). Er ist außerdem Professor für Makroökonomie an der Humboldt-Universität zu Berlin. Zuvor hat er für die Europäische Zentralbank gearbeitet und dort auch die Abteilung International Policy Analysis geleitet, die dafür zuständig ist, Politikpositionen der Europäischen Zentralbank über internationale Themen zu formulieren. Beim HANDELSBLATT-Ökonomen-Ranking 2011 wurde Fratzscher auf dem vierten Platz gelistet. 2016 wurde er in der FAZ-Rangliste der einflussreichsten Ökonomen in Deutschland in den Top 10 gelistet. Marcel Fratzscher tritt häufig zu wirtschaftlichen Themen in den Medien auf. So hatte er beispielsweise einen öffentlichen Disput mit Professor Lars Feld, einem der Wirtschaftsweisen der Bundesregierung bezüglich des Kurzarbeitergeldes als Mittel für die Wirtschaftspolitik in Zeiten von Covid-19. Im Kampf gegen die wachsende Vermögensungleichheit in Deutschland wirbt Fratzscher für eine Änderung bestehender Erbschaftsgesetze.
DIE ZEIT ist die größte deutsche Wochenzeitung und hat ihren Sitz in Hamburg. DIE ZEIT erscheint seit 1946 und wurde von ihren ersten beiden Chefredakteuren Ernst Samhaber und Richard Küngel zunächst als rechts-konservatives Blatt ausgelegt. Erst in den 1960er Jahren wurde die Wochenzeitung durch Marion Gräfin Dönhoff und den langjährigen Chefredakteur Theo Sommer als liberales Medium ausgerichtet. Dönhoff prägte DIE ZEIT bis 2002 und hat sie von 1968 bis 1972 herausgegeben, ab 1983 gemeinsam mit Altkanzler Helmut Schmidt (SPD). In gesellschaftspolitischen Fragen gilt DIE ZEIT als grundsätzlich (links-)liberal, hat allerdings auch viele Gastbeiträge aus dem gesamten Meinungsspektrum oder stellt Beiträge mit gegensätzlichen Meinungen gegenüber. Der NDR urteilt, DIE ZEIT gelte als „Blatt der Akademiker und Intellektuellen“ – und sei damit durchaus erfolgreich. Tatsächlich gehört DIE ZEIT zu den wenigen deutschsprachigen Printmedien, die seit der Digitalisierung an Auflage gewonnen haben. Zuletzt lag diese bei rund 627.000 Exemplaren (1/2023).
DIE PERSPEKTIVE IN 30 SEKUNDEN
In einem Kommentar in der NEUEN ZÜRCHER ZEITUNG (NZZ) kritisiert Wirtschaftskorrespondent René Höltschi ein Gesetz zur Mindestbeteiligung von Frauen in den Vorständen großer deutscher Konzerne. Gesetze für die Frauenquote greifen tief in die unternehmerische Freiheit ein, findet er.
„In einer liberal-marktwirtschaftlichen Ordnung setzt der Staat den Rahmen für private wirtschaftliche Tätigkeiten, er setzt nicht deren Ergebnis vor“, schreibt der Wirtschaftsjournalist. Im übertragenen Sinne bedeute das, dass der Staat zum Beispiel „mit Investitionen in die Kinderbetreuung oder mit Anpassungen der Arbeitszeit- und Steuervorschriften“ den Rahmen für die Förderung von Frauen in Führungspositionen setzen kann, nicht aber vorschreiben sollte, wie viele Frauen im Ergebnis eingesetzt werden sollen.
So etwas vorzuschreiben sei ein Eingriff in die unternehmerische Freiheit und in die Vertragsfreiheit. Schließlich werde eine Fehlentscheidung in der Besetzung von Führungspositionen auf den Aufsichtsrat des Unternehmens und nicht auf den Staat zurückgeführt. Wer im Zweifel Schuld trägt, müsse frei sein zu entscheiden, so Höltschi.
Gerne könne der Staat versuchen, die Rahmenbedingungen zu verbessern. Alles andere widerspreche aber der Idee einer freien Marktwirtschaft.
ANMERKUNG DER REDAKTION
René Höltschi ist Wirtschaftsjournalist und seit 2019 Wirtschaftskorrespondent für die NEUE ZÜRCHER ZEITUNG (NZZ) in Berlin. Der studierte Ökonom arbeitet seit 33 Jahren für die NZZ. Als Korrespondent schrieb er früher aus Zürich, Brüssel, Paris und Wien unter anderem über die EU und Beneluxstaaten sowie Zentral- und Osteuropa.
Die NEUE ZÜRCHER ZEITUNG (NZZ) ist 1780 gegründet worden und gilt als Leitmedium im deutschsprachigen Raum sowie als wichtigste überregionale Tageszeitung der Schweiz. Die NZZ wird von EUROTOPICS als liberal-konservativ bezeichnet und hat nach eigener Angabe eine „freisinnig-demokratische“ Ausrichtung. Der NDR schreibt, die NZZ sei gekennzeichnet von einer „urliberalen Haltung, Weltoffenheit und einem nüchternen Ton“; der Medienwissenschaftler Uwe Krüger sieht sie als konservativ, liberal und bürgerlich. Seit Eric Gujer 2015 Chefredakteur wurde, spricht etwa der DEUTSCHLANDFUNK von einem „Rechtsrutsch“ in der Berichterstattung. Der NDR befindet, Gujer habe die „NZZ um typisch rechtskonservative Themen und Meinungen erweitert“. Hierbei wird auch auf die gesonderte Rolle der Berlin-Redaktion der Zeitung verwiesen, etwa von der ZEIT, die diese als treibende Kraft hinter einer Orientierung nach rechts sieht. Im Jahr 2020 hat die NZZ-Mediengruppe zum ersten Mal mehr als 200.000 zahlende Abonnent:innen erreicht (2022: 209.300). Zudem konnten sie im selben Jahr mehr als 30.000 neue Leser:innen gewinnen.
DIE PERSPEKTIVE IN 30 SEKUNDEN
In einer Analyse für die Zeitschrift LUNAPARK21 argumentiert Sozialwissenschaftlerin Gisela Notz, warum eine Quote der einzige Weg sei, Frauen auf Führungspositionen zu setzen. Eine Selbstverpflichtung sei nicht effektiv.
Die vergangenen Jahrzehnte haben gezeigt, dass freiwillige Verpflichtungen seitens der Unternehmen wirkungslos sind, findet Notz. Deutsche Unternehmen hätten sich schon 2001 verpflichtet, einen höheren Frauenanteil anzustreben. Eine vom Familienministerium in Auftrag gegebene Evaluation habe bestätigt, dass Regelungen nur dann eingehalten werden, wenn sie verbindlich und mit Sanktionen versehen sind: „Ein Drittel der Dax-Unternehmen, die im Rahmen einer Studie Angaben zur flexiblen Frauenquote im Vorstand gemacht haben, gaben als Zielgröße Null an“, so Notz. Die Unternehmen haben sich also schon im Vorhinein nicht zu einer Zahl verpflichten wollen.
Im März 2015 verabschiedete der Bundestag das erste Führungspositionengesetz. Dabei geht es um gleichberechtigte Teilhabe von Frauen in Führungspositionen in der Privatwirtschaft und im öffentlichen Dienst. Im Gegensatz zur Selbstverpflichtung habe sich die darin festgelegte Quote als wirkungsvoll erwiesen. „Mit rund 35 Prozent Frauenanteil in diesen Gremien geht der aktuelle Anteil von Frauen in den per Gesetz verpflichteten Aufsichtsräten sogar über die vorgeschriebene Zielmarke hinaus“, berichtet die Sozialwissenschaftlerin.
Eine Frauenquote vernichte nicht die patriarchalen Strukturen unserer Gesellschaft. Wenn man aber mehr Frauen in Führungsgremien sehen möchte, brauche es die Quote, meint Gisela Notz.
ANMERKUNG DER REDAKTION
Dr. Gisela Notz ist eine deutsche Sozialwissenschaftlerin und Historikerin. Sie hat an verschiedenen Universitäten gelehrt und im Historischen Forschungszentrum Friedrich-Ebert-Stiftung diverse Forschungsprojekte zur Humanisierung des Arbeitslebens, Alternativen Ökonomie, Bürgerschaftlichem Engagement und Ehrenamt, Beruflichen Aus- und Weiterbildung, Sozial- Arbeitsmarkt- und Familienpolitik, zur Geschichte der ArbeiterInnenbewegung und zur historischen Frauenforschung bearbeitet. Von 1985 bis 1997 hat sie als Redakteurin bei der Zeitschrift BEITRÄGE ZUR FEMINISTISCHEN THEORIE UND PRAXIS gearbeitet, seit 2008 schreibt sie für die globalisierungskritische Zeitschrift LUNAPARK21. In den Jahren 2004 bis 2010 war sie Vorsitzende des Bundesverbandes profamilia e.V. Heute ist sie Mitglied der Beiräte der Giordano-Bruo-Stiftung, der Zeitschrift Arbeit-Bewegung-Geschichte, des Gesprächskreises Geschichte der Rosa-Luxemburg-Stiftung und des Bundes demokratischer WissenschaftlerInnen (BdWi).
LUNAPARK21 ist eine linke Zeitschrift, die sich mit den Themen Ökonomie und Globalisierungskritik beschäftigt. Seit 2008 erscheint sie vierteljährlich. Die Redaktion möchte sich mit gegebenen Zuständen nicht abfinden und sich stattdessen für eine solidarische Gesellschaft engagieren. Das INFORMATIOSNZENTRUM 3.WELT beschreibt die Zeitschrift als „professionell gemachtes Magazin“. LUNAPARK21 lese sich wie ein Leitmedium für die globalisierungskritische NGO „Attac“. Die Zeitschrift biete Vorteile, wie etwa konkrete Analysen (welt-)wirtschaftlicher Vorgänge, aber auch Nachteile, nämlich die Begrenzung auf eine bestimmte Spielart der Kapitalismuskritik. Hinter dem Medium stehen Marxisten wie Georg Fülberth, Winfried Wolf oder Wolfgang Pomrehn, linksgewerkschaftlich orientierte Aktivistinnen wie Mag Wompel und feministische Kritikerinnen der ökonomischen Benachteiligung von Frauen wie Gisela Notz.
DIE PERSPEKTIVE IN 30 SEKUNDEN
In einem Kommentar in der WELT argumentiert Wirtschaftsredakteurin Anne Kunz, dass Gesetze für eine Frauenquote nichts an der Chancengleichheit änderten. Ihrer Meinung nach bringt es nichts, einen Anteil an Frauen in Führungsebenen per Gesetz vorzuschreiben. Statt Quoten solle man vielmehr Frauen mit Familie überhaupt ermöglichen, Zeit auf den Beruf zu verwenden.
Durch Quoten entstehen falsche Ansprüche, kritisiert Kunz. Der Grund: Frauen haben zurzeit oft nicht die Möglichkeiten, hohe Positionen zu besetzen. Das liege auch an ihren Familien, meint sie. Poche man auf Quoten, würden Frauen nur weiter unter Druck gesetzt oder gar gezwungen, sich zwischen Familie und Karriere zu entscheiden, warnt die Redakteurin. Vielmehr müsse die Unternehmenskultur geändert werden: „Elternzeit muss für Väter Normalität werden, genauso wie Teilzeit in Führungspositionen möglich sein muss.“ Elternzeit für Väter ermöglicht Müttern, schneller wieder in den Beruf einzusteigen und Vätern, ihre Familie mit dem Beruf zu vereinen, betont sie. Teilzeit in Führungspositionen könne Eltern mit Kindern ermöglichen, trotz Familie wichtige Positionen zu besetzen.
Kunz Fazit ist daher: Es brauche nicht stärkere Regulierungen vom Staat. Es brauche vielmehr positive Anreize für Unternehmen, den Kulturwandel hin zu einem familienfreundlichen Arbeitsumfeld stärker voranzutreiben.
ANMERKUNG DER REDAKTION
Anne Kunz ist eine deutsche Wirtschaftsredakteurin und arbeitet seit 2013 bei der überregionalen Tagezeitung DIE WELT und WELT AM SONNTAG. Nach einem VWL Studium in Mannheim hat sie von 2007 bis 2009 als freie Mitarbeiterin im Ressort Finanzen der FINANCIAL TIMES DEUTSCHLAND gearbeitet. Darauf folgte ein Volontariat an der „Georg von Holtzbrinck-Schule für Wirtschaftsjournalisten“. 2011 begann sie als Redakteurin Ressort Weltwirtschaft und Politik bei der WIRTSCHAFTSWOCHE.
DIE WELT ist eine überregionale Tageszeitung mit Sitz in Berlin, die zum Axel-Springer-Konzern gehört. Sie wurde 1946 gegründet und erschien zuletzt in einer verkauften Auflage von rund 89.000 Exemplaren (4/2022). Anfang 2010 lag diese noch bei über 250.000. DIE WELT, war früher N24 und ist ein Privatsender der zur WELTN24 gehört. Die WELTN24 GmbH ist ein Unternehmen, das Nachrichten in den Formaten TV, Print und Online anbietet und zum Axel Springer SE gehört. Der Chefredakteur von WELTN24 ist Ulf Poschardt. Chefredakteurin der WELT ist seit dem 1. Januar 2022 Jennifer Wilton. EUROTOPICS bezeichnet die WELT als konservativ. In ökonomischen Fragen positioniert sich die Zeitung meist wirtschaftsliberal. Das Goethe-Institut urteilt, die WELT ziele in ihrer Printausgabe auf „mittelständische Unternehmer und Selbstständige, die konservative Werte schätzen“. WELT-Autor:innen bekennen sich zu den Leitlinien des Axel-Springer-Verlages, die unter anderem ein Eintreten für „die freie und soziale Marktwirtschaft“ sowie Solidarität mit den USA und Israel fordern.
DIE POSITIONEN DER PARTEIEN – 6 Perspektiven
DIE PERSPEKTIVE IN 30 SEKUNDEN
In Puncto Frauenquote wäre die Wahl der Union für Sie eine eher ungewisse Entscheidung – zumindest, wenn es nach dem Wahlprogramm geht. Zwar thematisiert die Partei den Aspekt „Gleichberechtigte Chancen für Frauen und Männer“, im beruflichen Alltag soll es dabei aber vor allem um familienfreundlichere Führungspositionen gehen und darum, geschlechterspezifische Lohn- und Rentenlücken zu schließen. Das bedeutet, dass es kein Einkommensgefälle bei gleicher Arbeit zwischen Mann und Frau geben soll. Das gleiche gilt für die Altersvorsorge.
Trotzdem schreibt die Union: „Ein wichtiger Schritt auf dem Weg zur Chancengleichheit von Frauen und Männern war das Gesetz für die gleichberechtigte Teilhabe an Führungspositionen in der Privatwirtschaft und im öffentlichen Dienst. Wir wollen die Chancengleichheit verbessern.“ Von einem bestimmten Anteil von Frauen in Führungspositionen und damit davon, eine Quote einzuführen, spricht die konservative Partei aber nicht.
Der Medienberichterstattung zufolge gab es im Bundestag Diskussionen um das „zweite Führungspositionen-Gesetz“. Der Grund: Die Union habe gegen Ende manche Forderungen der SPD im Entwurf entschärfen wollen.
DIE PERSPEKTIVE IN 30 SEKUNDEN
Die SPD fordert ein Jahrzehnt der Gleichstellung. Um das zu erreichen, unterstützt die Partei die Einführung einer 50/50 Quote. Wenn Sie das auch tun, können die Sozialdemokrat:innen eine gute Wahl für Sie sein.
Die Partei plant, die Hälfte der Positionen in Unternehmensspitzen und in den Führungsebenen darunter an Frauen zu vergeben. Diese Quote soll für alle börsennotierten oder mitbestimmten Unternehmen gelten. Mitbestimmt bedeutet, dass der Aufsichtsrat des Unternehmens gleichermaßen aus Arbeitnehmer:innen und Anteilseigner:innen besteht.
In ihrem Wahlprogramm begründet die Partei ihre Zustimmung zur Quote so: „Erfolgreiches Wirtschaften braucht geschlechterparitätische und kulturell vielfältige Arbeitsteams.“ In der aktuellen Regierung haben die Sozialdemokrat:innen in der Koalition dazu beigetragen, das „zweite Führungspositionen-Gesetz“ zu beschließen. Das besagt, dass in mitbestimmten und börsennotierten Unternehmen ab einem Vorstand von drei Personen mindestens eine Position durch eine Frau besetzt sein muss. Mit der Zeit möchte die SPD das Gesetz verschärfen und zwar so, „dass an der Spitze von Unternehmen und in den Führungsebenen darunter genauso viele Frauen wie Männer vertreten sind“. Unternehmen, die sich nicht an gesetzliche Regelungen halten, sollen sanktioniert werden.
Die Gleichstellung von Mann und Frau sei eine Aufgabe für die gesamte Gesellschaft. Neben dem Arbeitsmarkt sei Gleichberechtigung auch eine Frage der politischen Repräsentation, argumentieren die Sozialdemokrat:innen. Im Wahlprogramm steht deshalb zusätzlich: „Darum setzen wir uns für Paritätsgesetze für den Bundestag, die Länder und Kommunen ein, damit alle Geschlechter in gleichem Maße an politischen Entscheidungen beteiligt sind.“
DIE PERSPEKTIVE IN 30 SEKUNDEN
Die AfD ist Gegnerin der Frauenquote. Sie sieht Gesetze wie die Frauenquote als verfassungswidriges Mittel an. Im Bundestag werde sich die Partei deshalb um die Aufhebung solcher Gesetze bemühen. Wenn Sie das richtig finden, kommt die AfD für Sie in Frage.
„Manche Juristen vertreten die falsche These, Artikel 3 GG erlaube es dem Staat, einzelne Menschen stellvertretend für ihr jeweiliges Geschlecht zu bevorzugen oder zu benachteiligen, um die als Kollektive vorgestellten Geschlechter gleichzustellen“, schreiben sie im Wahlprogramm. Auf diese Weise eine „willkürlich festgesetzte ‚Geschlechterquote‘ zu erzwingen“, sei verfassungswidrig und abzulehnen, schreibt die AfD im Wahlprogramm. Deshalb lehnt die AfD Quoten ganz prinzipiell ab, egal ob in der Wirtschaft oder bei der Repräsentation im Bundestag.
DIE PERSPEKTIVE IN 30 SEKUNDEN
Die FDP unterstützt die Frauenquote nicht. Wenn Sie also gegen die Quote sind, könnte Ihre Stimme bei der FDP gut aufgehoben sein. Trotzdem setzt sich die Partei für mehr Vielfalt in Unternehmen sowie im öffentlichen Dienst ein und damit auch für mehr Frauen in Führungspositionen. Als liberale Partei hält die FDP die Quote allerdings für die falsche Lösung. Sie setzt vielmehr auf Selbstverpflichtungen seitens der Unternehmen.
Unter Selbstverpflichtung versteht die FDP laut ihrem Parteiprogramm Folgendes: Unternehmen sollen sich freiwillig dazu verpflichten, „dass sich der Anteil von Frauen einer Unternehmensebene in der Führung der jeweiligen Ebene widerspiegelt“. „Für die Vorstandsebene sollten sich Unternehmen ebenfalls zu einer Verbesserung des Frauenanteils verpflichten“, führt die FDP ihr Konzept weiter aus. Die FDP trete ferner dafür ein, dass sich Arbeitgeber:innen vergegenwärtigen müssen, bei gleichen Funktionen genauso viele weibliche wie männliche Angestellte für Weiterbildungen zu berücksichtigen.
Anstelle von Quoten sei es angebracht, dass Unternehmen transparent machen, welche Maßnahmen sie treffen, um Diversität und Talentförderung voranzutreiben. Das erhöhe „den öffentlichen Druck hin zu einem Kulturwandel in Unternehmen, Wissenschaft und Verwaltung.“
DIE PERSPEKTIVE IN 30 SEKUNDEN
Ebenso wie die SPD fordert die Linke eine 50-Prozent-Quote. Auch die Grünen fordern eine solche Quote – wenn auch auf längere Sicht. Wenn Sie für eine prinzipielle 50/50 Aufteilung von Führungspositionen sind, wären Sie also sowohl bei der SPD als auch der Linken richtig. Allerdings geht die Linke weniger detailliert auf die Quote ein. Die Linke stellt keine Bedingungen auf, unter denen die Quote greift: Unabhängig von Größe und Art des Unternehmens sollen in Führungspositionen 50 Prozent an Frauen gehen. Über die Aufteilung von Vorständen spricht die Partei nicht explizit.
Dass Frauen in Führungspositionen unterrepräsentiert sind, müsse sich ändern: in Wirtschaft, Wissenschaft und Politik. Neben einer Frauenquote von 50 Prozent fordert die Partei deshalb eine stärkere Teilung von Führungsaufgaben und -positionen durch Jobsharing oder andere Arbeitsmodelle. Das bedeutet, dass beispielsweise Spitzenpositionen in einem Unternehmen auf zwei Personen aufgeteilt werden. Im Sinne der Gleichberechtigung dann auf einen Mann und eine Frau.
DIE PERSPEKTIVE IN 30 SEKUNDEN
Wenn Sie für eine Frauenquote in der Wirtschaft sind, können die Grünen neben der SPD eine gute Wahl sein. Ihr „Ziel ist und bleibt: die Hälfte der Macht den Frauen“, schreiben sie im Wahlprogramm. Im Gegensatz zum direkten 50/50 Ziel der SPD, streben die Grünen dieses Ziel aber langfristig gestaffelt an: Zunächst soll ein Drittel der Vorstandssitze an Frauen abgegeben werden, bei Neubesetzungen von Positionen soll ein Frauenanteil von 40 Prozent entstehen. Auf lange Sicht soll ein Prozentsatz von 50 angestrebt werden.
Die Grünen finden: Weil die Gesellschaft in Deutschland vielfältig sei, müsse sich diese Vielfalt auch in den Führungsebenen der Unternehmen widerspiegeln. „Freiwillige Regelungen haben nichts gebracht. Deshalb brauchen wir Quoten, die wirklich die kritische Masse herstellen“, meint die Partei: „so soll zukünftig verpflichtend mindestens ein Drittel der Vorstandssitze größerer und börsennotierter Unternehmen bei Neubesetzung an Frauen gehen.“ Was genau unter „größere[…] Unternehmen“ fällt, legt die Partei im Programm nicht fest. Aufsichtsräte solcher Unternehmen sollen bei Neubesetzungen von Positionen einen verpflichtenden Frauenanteil von mindestens 40 Prozent anstreben. Unternehmen, die in der Hand des Bundes sind oder an denen der Bund beteiligt ist, sollen als gutes Beispiel vorangehen.
Damit Frauen die Arbeit in Führungspositionen auch in der Praxis ermöglicht wird, soll zum Beispiel eine Elternzeitregelung im Aktienrecht eingeführt werden. Vorstände von Aktienunternehmen gelten rechtlich nämlich nicht als Arbeitnehmer. Zurzeit haben sie deshalb keinen Anspruch auf Elternzeit. Außerdem soll die Wirtschaftsförderung gerechter ausgestaltet und Frauen gezielt gefördert werden, „zum Beispiel durch einen staatlichen Wagniskapitalfonds nur für Gründerinnen.“