Perspektive

Ist es klug, die AfD kategorisch von der Regierungsbildung auszuschließen?
Bleibt die AfD ausgeschlossen, wird sie nur noch stärker
Die Perspektive in 30 Sekunden
Gerald Müller ist laut eigener Aussage kein Wähler der AfD. „Aber ich finde, man kann eine Partei, die von einem Drittel der Thüringer gewählt ist, die mit weitem Abstand die meisten Stimmen geholt hat – das Dreifache der drei Ampel-Parteien von Berlin –, nicht mehr ausgrenzen“, schreibt der Redakteur bei der THÜRINGER ALLGEMEINEN.
„Bleibt sie ausgeschlossen, ändert das ja nicht die Meinung der Wähler, die keinesfalls alle rechtsextrem sind“, argumentiert Müller. Jede Feuerwehrfrau und jeder Feuerwehrmann wisse zudem, dass eine Brandmauer nur dann hält, wenn das Feuer rechtzeitig und sicher eingedämmt wird. „Das wurde verpasst“, so Müller.
Die Brandmauer ist für Müller ein politisches Konstrukt, das vielleicht noch mit aller Macht weit oben – im Bund, möglicherweise im Land – aufrechterhalten werden kann. In den Landkreisen und Kommunen funktioniere das aber nicht. Müllers Vorraussage lautet daher: „Bleibt die Brandmauer, wird der Wähler das nächste Mal seinen Willen noch drastischer formulieren.“
Anmerkung der Redaktion
Gerald Müller arbeitet als Reporter in der Zentralredaktion der THÜRINGER ALLGEMEINEN. Außerdem leitet er dort das Sportressort. Müller hat Journalistik an der Karl-Marx-Universität in Leipzig studiert.
Die THÜRINGER ALLGEMEINE erschien in der DDR unter dem Namen „Das Volk“ und war 1990 eine der ersten Zeitungen, die sich durch einen Namenswechsel offiziell von der SED lossagten. Die Zeitung, die wie die Ostthüringer Zeitung und die Thüringische Landeszeitung Teil der Mediengruppe Thüringen ist, gehört zu den meistzitierten Zeitungen in Deutschland. Sie verzeichnete im ersten Quartal 2023 eine Auflage von etwa 100.000 Exemplaren.

