Perspektive

Ist unser demokratisches System noch stabil?
Deutschland ist stabil – auch gegen Einflussnahme von außen
Die Perspektive in 30 Sekunden
Nach der Bundestagsauflösung blicken manche mit Sorge auf die Neuwahlen am 23. Februar. Grund dafür sind mögliche Meinungsmanipulationen auf Social Media und das Erstarken der AfD. „Die Gefahren müssen in den Debatten klar benannt werden“, sagt Politologe Ulrich von Alemann im Interview mit Moderator Philipp May. Jedoch ist er überzeugt, dass Deutschland wie auch in der Vergangenheit die Krisen meistern kann.
Denn wie von Alemann ausführt, mögen manche zwar enttäuscht über die kurze Regierungszeit der Ampel-Koalition sein. „Wir sind aber trotzdem in Europa immer noch eines der stabilsten Länder in der Regierungsstabilität überhaupt“, hält er fest. Mit Konrad Adenauer, Helmut Kohl und Angela Merkel hat ihm zufolge es drei Kanzler gegeben, die bis zu 16 Jahre regiert haben. Das hat es in keinem anderen Land Europas gegeben. Und auch, dass die Parteien für den jetzigen Bundestagswahlkampf ein Fairness-Abkommen geschlossen haben, sei keineswegs selbstverständlich, wie ebenfalls der Blick in andere Länder zeige.
Eine mögliche Einflussnahme von außen wird laut dem Politikwissenschaftler zudem zwar eine Rolle spielen – etwa durch Hacker oder Elon Musks Plattform X. Dass es eine wirkliche wahlentscheidende Rolle spielen wird, glaubt er hingegen nicht. Denn Deutschland verfüge über eine stabilere Medienlandschaft als beispielsweise die jungen Demokratien in Osteuropa. Wenn man aber schon jetzt das Problem öffentlich diskutiere, dass man sich schützen müsse, „dann ist immerhin schon eine halbe Strecke des Weges gewonnen“, so Alemann.
Anmerkung der Redaktion
Philipp May ist Journalist und Moderator beim DEUTSCHLANDFUNK. Zuvor war er in der Sportredaktion, mittlerweile ist er für deren morgendliche Nachrichtensendung „Informationen am Morgen“ tätig. Zusammen mit drei Kolleg:innen moderiert er den DEUTSCHLANDFUNK-Podcast „Der Tag“. Bei der Verleihung des Deutschen Radiopreises 2020 in Hamburg ist May in der Kategorie „Bestes Interview“ ausgezeichnet worden. Die Jury würdigte seine Gesprächsführung mit dem AfD-Co-Vorsitzenden Jörg Meuthen am 16. Mai 2020. In der Begründung hieß es: „Es gelingt weit über dem erwartbaren Radiojournalismus ein erstklassiges, tagesaktuelles, politisches Interview. Er formuliert reaktionsschnell, präzise und auch locker.“
Ulrich von Alemann ist ein deutscher Politikwissenschaftler. Alemann hat Politikwissenschaft, Soziologie, Staatsrecht und Geschichte studiert. 1973 hat er in Bonn promoviert und nach mehreren Jahren als wissenschaftlicher Assistent in Bonn und Duisburg 1984 den Studiengang Politikwissenschaft an der Fernuniversität Hagen gegründet, bei der er 14 Jahre das Fachgebiet „Allgemeine Politikwissenschaft“ leitete. 1998 übernahm er an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf den Lehrstuhl für Politikwissenschaft II, den er bis zu seiner Emeritierung 2012 innehatte. Von Alemann ist weiterhin als Experte in den Medien und in der Politikberatung aktiv.
Der DEUTSCHLANDFUNK ist 1962 als Teil des öffentlich-rechtlichen Rundfunks gegründet worden. Er ist eines der drei bundesweiten Hörfunkprogramme des DEUTSCHLANDRADIOS und hat einen Wortanteil von 80 Prozent. Das Programm beschäftigt sich besonders tagsüber mit tagesaktuellen Geschehnissen aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft. In den Abendstunden liegt der programmatische Schwerpunkt auf Kulturthemen wie Musik, Hörspielen, Lesungen und entsprechenden Berichten. Der DEUTSCHLANDFUNK sendet klassisch linear, jedoch betreibt er auch eine umfangreiche Audiothek und diverse Podcasts, wo Inhalte auch nicht-linear konsumiert werden können. Der DEUTSCHLANDFUNK kommt nach den im Sommer 2023 veröffentlichten Zahlen der MA Audio 2023 II auf 9,41 Mio. Hörer:innen und erreicht täglich fast 2,3 Mio. Menschen. Damit gehört der DEUTSCHLANDFUNK als einziges Informationsprogramm zu den TOP 10 der meistgehörten Programme.


