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Perspektive

zur Debatte vom 16. Juli 2021
Echokammern, Shitstorms, Hate Speech: Sind soziale Medien eine Gefahr für die Debattenkultur?
Pro

Die Angst vor der Schlagzeilen-Attacke verhindert mutige Debatten

Die Perspektive in 30 Sekunden

Schön wäre für den Medienwissenschaftler Bernhard Pörksen eine „redaktionelle Gesellschaft“, in der sich die digitale Kommunikation an den Maximen des guten Journalismus orientiere. Also: beide Seiten anhören, erst prüfen, dann urteilen. Allerdings, seufzt Pörksen im Interview mit T-ONLINE, sei das derzeit „Idealismus pur.“

Die Anreize sozialer Netzwerke und des Clickbait-Journalismus belohnten den Hype, den Superlativ, das Extrem – je schneller herausgefeuert, desto besser. In die digitale Debatte könne sich heute jede:r barrierefrei zuschalten und „die eigenen Ideen und Empörungsangebote ganz unmittelbar in die Erregungskreisläufe einspeisen.“

Die öffentliche Debatte werde dadurch aber nicht etwa mutiger und kontroverser, sondern langweiliger und mutloser. Bei Politiker:innen etwa laufe die Angst vor der Twitter- oder Schlagzeilen-Attacke immer mit: „Und diese Furcht vor dem medialen Fegefeuer ist definitiv keine gute Nachricht für eine freie, erörternde, im besten Sinne experimentierfreudige Debatte, die den Krisen der Gegenwart mit der nötigen Wachheit und dem nötigen Ideenreichtum begegnet.“

Anmerkung der Redaktion

Bernhard Pörksen ist Medienwissenschaftler und Professor an der Universität Tübingen. Er beschäftigt sich unter anderem mit den Dynamiken öffentlicher Empörung, Medienskandalen, Medienethik sowie Inszenierungsstilen von Politiker:innen und sieht die gegenwärtige Gesellschaft in einem Zustand großer Gereiztheit hinsichtlich populistischer Vereinfachungen. Laut ihm sind wir unter anderem beispiellos gereizt, weil wir online „der Gesamtgeistesverfassung der Menschheit“ schutzlos ausgesetzt werden.

T-ONLINE ist ein deutsches Nachrichtenportal. Neben der Nachrichtenplattform ist T-ONLINE auch Anbieter für E-Mail-Adressen und den Telekom-Kundenservice. Während Kundenservice und E-Mail-Adressen zur Telekom gehören, ist das Nachrichtenportal seit 2015 Teil des Medienunternehmens Ströer, welches die Redaktion umgehend umstrukturierte. Ziel ist es laut dem Branchen-Magazin MEEDIA, die Plattform „vom ehemaligen Beiprodukt zum hochkarätig besetzen Nachrichtenportal“ umzubauen. Das Nachrichtenangebot von T-ONLINE hat im Mai 2021 laut einem Bericht von MEEDIA mit rund 480 Millionen monatlichen Seitenaufrufen BILD.DE überholt und galt damit als das meistgeklickte deutschsprachige Onlinemedium im Nachrichtenbereich. Im Januar 2025 lagen die monatlichen Seitenaufrufe bereits bei rund 538 Millionen (IVW).

Originalartikel
"Furcht vor dem medialen Fegefeuer"
T-ONLINEBernhard Pörksen
06.03.2021 · 5 Minuten · Deutsch
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