Perspektive

Sollte es auch eine Wehrpflicht für Frauen geben?
Die Wehrpflicht sollte für alle gelten – im Sinne der Gleichberechtigung
Die Perspektive in 30 Sekunden
„Die Wehrpflicht sollte für alle gelten“, macht die Juristin und Journalistin Charlotte Greipl ihre Ansicht unmissverständlich deutlich. Ansonsten würden die unerwünschten Geschlechterklischees nur gestärkt, schreibt sie in einem Beitrag für den Berliner TAGESSPIEGEL.
Greipl ist überzeugt, dass eine Wehrpflicht ausschließlich für Männer große Folgen für das gesellschaftliche Gesamtbild hätte. So könnte ein reaktionäres Familienbild mit einem starken Mann und seiner kindererziehenden Frau wieder aufkeimen, so die Rechtsexpertin. In Zeiten, wo sich die meisten Frauen die volle Gleichberechtigung zwischen Mann und Frau wünschen, wäre das ihrer Meinung nach ein großer Rückschritt.
Für Greipl sind die Wehrpflicht für Frauen und Gleichberechtigung dieselbe Seite einer Medaille. Ihrer Ansicht nach geht es in dieser Debatte auch nicht um die Frage, was für eine Armee Deutschland haben soll, sondern um die Frage: „Was für eine Gesellschaft wollen wir sein?“ Für eine Gesellschaft, die auf Gleichberechtigung setzt, müsse auch die Frau bei der Wehrpflicht einbezogen werden, argumentiert Greipl.
Anmerkung der Redaktion
Charlotte Greipl ist Journalistin und Juristin und seit Mai 2025 Redakteurin beim ZDF. Bei dem öffentlich-rechtlichen Programm hat sie früher bereits als Rechtsreferentin gearbeitet, bevor sie 2023 ein Volontariat beim TAGESSPIEGEL begonnen hat. Für die Berliner Tageszeitung schrieb sie meist über rechts- und außenpolitische Themen. In ihrer Zeit dort hat sie außerdem in der Redaktion der Wochenzeitung ZEIT hospitiert. Greipl hat Jura und internationales Handelsrecht in Münster, Washington D.C. und Kapstadt studiert. Anschließende Referendariate hat sie am Oberlandesgericht Köln, beim Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung und dem Rechtskanzleienverbund CMS absolviert.
DER TAGESSPIEGEL ist eine 1945 gegründete Tageszeitung aus Berlin. Chefredakteur ist Christian Tretbar. Die verkaufte Auflage betrug im zweiten Quartal 2025 rund 99.000 Exemplare. Im Unterschied zur BERLINER ZEITUNG wird DER TAGESSPIEGEL traditionell vor allem in den westlichen Bezirken der Stadt gelesen, da die Mauer die Verbreitung der Zeitung auf Westberlin beschränkt hatte. Seit 2014 erhält DER TAGESSPIEGEL besondere Aufmerksamkeit durch den Checkpoint Newsletter, der täglich aus Berlins Politik, Wirtschaft und Gesellschaft berichtet. EUROTOPICS beschreibt die Blattlinie der Zeitung als liberal. DER TAGESSPIEGEL wurde lange Zeit den regionalen Zeitungen zugerechnet, verfolgt seit einigen Jahren jedoch verstärkt eine überregionale Ausrichtung. Die Printauflage bleibt jedoch stark regional dominiert. Laut einem Ranking von KRESS.DE war DER TAGESSPIEGEL im ersten Quartal 2023 die meist zitierte Regionalzeitung Deutschlands. Infolge einer Kolumne vom 6. Februar 2022 des ehemaligen Chefredakteurs Harald Martensteins, geriet die Chefredaktion des TAGESSPIEGELS in Kritik. In dem Artikel schrieb Martenstein, dass das Tragen von Judensternen auf Corona-Demonstrationen „sicher nicht antisemitisch“ sei, da sich die Demonstranten mit den Juden als Opfer identifizierten. Daraufhin hat sich die TAGESSPIEGEL-Chefredaktion distanziert und den Online-Beitrag depubliziert. Mit dem Weggang von Martenstein wurde dem jetzt alleinigen Chefredakteur Christian Tretbar vorgeworfen, die Leserschaft im Unklaren gelassen und der Öffentlichkeit gegenüber die Unwahrheit gesagt zu haben.

