Perspektive

Sollten Schulbesuche in KZ-Gedenkstätten Pflicht sein?
Es braucht die KZ-Pflichtbesuche, um junge Menschen zu Demokraten zu erziehen
Die Perspektive in 30 Sekunden
Tatjana Coerschulte hält es für eine gute Idee, Besuche in KZ-Gedenkstätten für Schulen zur Pflicht zu machen. „Nur wer die Vergangenheit kennt, kann die Zukunft gestalten“, argumentiert die Politikredakteurin bei der linksliberalen Tageszeitung FRANKFURTER RUNDSCHAU.
Coerschulte findet, dass in der Schule und an der Universität nicht mehr genug über die Zeit des Nationalsozialismus gesprochen wird. Das ist ihr zufolge nicht zu rechtfertigen. „Wie sollen junge Menschen den Wert von Demokratie und Freiheit begreifen, wenn sie nicht wissen, was vorher war?“, fragt sie sich. „Zumal ihnen in der digitalen Welt Geschichtsklitterung und Nazi-Verherrlichung massenhaft begegnen.“
Es geht für Coerschulte also darum, jungen Menschen historische und politische Bildung zu vermitteln, um sie zu Demokraten zu erziehen. Dafür hält sie KZ-Gedenkstätten für einen passenden Ort. Denn dort ist man viel näher an der Geschichte dran. Das vertieft, was man bereits in der Schule gelernt hat, glaubt Coerschulte.
Anmerkung der Redaktion
Tatjana Coerschulte ist Politikredakteurin bei der FRANKFURTER RUNDSCHAU. Zuvor hat sie lange für die Tageszeitung HESSISCHE/NIEDERSÄCHSISCHE ALLGEMEINE (HNA) geschrieben. Den Fokus ihrer Berichterstattung legt Coerschulte häufig auf feministische Themen. So setzt sie sich unter anderem für die Legalisierung von Schwangerschaftsabbrüchen ein oder thematisiert die Rolle der Frauen in politischen Konflikten. Darüber hinaus hat Coerschulte auch einige Beiträge über den Ukrainekrieg verfasst.
Die FRANKFURTER RUNDSCHAU (FR) ist eine Tageszeitung mit Sitz in Frankfurt am Main. Sie erschien erstmals 1945 und sollte ein linksliberales Gegenmodell zur eher konservativ ausgerichteten Frankfurter Konkurrenz (FAZ, FNP) darstellen. Durch die Medienkrise brach das sonst auflagenstarke Blatt ab 2001 ein und musste 2012 Insolvenz anmelden. Das Goethe-Institut bemerkte 2011, das einstige „Leitmedium der linken Intellektuellen“ sei redaktionell „bis zur Bedeutungslosigkeit ausgedünnt“. Nach mehreren Übernahmen und Verkäufen in den letzten zwanzig Jahren gehört die FR seit 2018 zur Ippen-Verlagsgruppe, einem der größten Medienkonzerne in Deutschland. Der Ippen-Konzern stand 2021 in der Kritik, weil Verlagschef Dirk Ippen eine kritische Berichterstattung seines verlagseigenen Investigativ-Teams über den umstrittenen Ex-BILD-Chefredakteur Julian Reichelt verboten hat. Die Auflage der FRANKFURTER RUNDSCHAU wird nur zusammen mit anderen Publikationen des Ippen-Konzerns im Raum Hessen ausgegeben: Die verkaufte Auflage dieser insgesamt sechs Publikationen lag im vierten Quartal 2022 bei rund 141.000 Exemplaren. Seit dem ersten Quartal 2023 werden die Auflagenzahlen der gesamten Publikationen nicht mehr gemeldet. Allerdings werden die Zahlen von einem dieser sechs Medien, nämlich RHEINMAINMEDIA FRANKFURT CITY, noch gemeldet. Diese liegen im dritten Quartal von 2023 bei 40.706 verkauften Auflagen.

