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Perspektive

zur Debatte vom 16. November 2025
Sollte die verbale sexuelle Belästigung Catcalling strafbar werden?
Contra

Feministischen Fortschritt erreicht man nicht mit Strafen

Die Perspektive in 30 Sekunden

Fabian Endemann ist skeptisch, ob die verbale sexuelle Belästigung Catcalling strafbar werden sollte. „Feministischen Fortschritt erreicht man nicht mit dem Strafgesetzbuch“, argumentiert der wissenschaftliche Mitarbeiter an der Universität Münster auf dem juristischen Fachportal VERFASSUNGSBLOG.

Strafen allein verändern in Endemanns Auffassung nämlich keine ungerechten Strukturen in der Gesellschaft. Sie können sogar negative Folgen haben, zum Beispiel Rassismus oder reaktionäre Tendenzen verstärken. Politik, die Gleichberechtigung fördern will, muss seiner Meinung nach an anderer Stelle ansetzen. Statt auf Strafen zu setzen, sollte sie daran arbeiten, die Gesellschaft wirklich zu verändern. Dazu gehören laut Endemann Bildung, Aufklärung und Vorbeugung. Auch Städte müssen so geplant werden, dass sich alle Menschen sicher und frei bewegen können.

Wichtig ist außerdem eine gute Sozial- und Wirtschaftspolitik, damit alle Menschen genug Geld und Chancen für ein selbstbestimmtes Leben haben. Endemann ist überzeugt: Nur wenn die Gesellschaft auf Respekt und Gleichberechtigung basiert, können alle Menschen ohne Angst leben – nicht, weil das Gesetz sie bedroht, „sondern weil Respekt und Gleichberechtigung zur gelebten sozialen Norm geworden sind“.

Anmerkung der Redaktion

Fabian Endemann ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Internationales Öffentliches Recht und Internationalen Menschenrechtsschutz an der Universität Münster. Zu seinen Forschungsschwerpunkten gehören Verfassungs- und Menschenrechtsgeschichte, Rechts- und Sozialphilosophie sowie Migration. Als Autor schreibt er regelmäßig für das juristische Fachportal VERFASSUNGSBLOG.

Der VERFASSUNGSBLOG bezeichnet sich selbst als ersten qualitätsgesicherten Multi-Autoren-Blog (QMAB) in den deutschen Rechtswissenschaften. Die Seite veröffentlicht akademische Texte zu verfassungsrechtlichen und rechtspolitischen Themen. Die Blog-Beiträge sind Open Access, also frei und kostenlos zugänglich. Der Blog finanziert sich über Abonnements für Universitätsbibliotheken und Institutionen, Spenden und Kooperationen, etwa mit dem Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung (WZB) und dem Max-Planck Institut für Vergleichendes- und Internationales Recht. Gegründet wurde der VERFASSUNGSBLOG 2009 von Maximilian Steinbeis, der immer noch als Geschäftsführer tätig ist. Texte erscheinen im Blog auf Deutsch und Englisch.

Originalartikel
Der Ruf nach Strafe
VERFASSUNGSBLOGFabian Endemann
08.09.2025 · 8 Minuten · Deutsch
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