Zurück zur Perspektive

Perspektive

zur Debatte vom 16. November 2025
Sollte die verbale sexuelle Belästigung Catcalling strafbar werden?
Pro

Das Strafrecht benachteiligt Frauen – das muss sich ändern

Die Perspektive in 30 Sekunden

Im Sexualstrafrecht sieht Carolin Weyand nach wie vor patriarchale Strukturen. Damit meint sie, dass es vor allem männerorientiert ist. Das zeigt sich laut der Fachanwältin für Strafrecht unter anderem auch beim sogenannten Catcalling. Im Interview mit Volontärin Paula Völkner bei der überregionalen Tageszeitung FRANKFURTER RUNDSCHAU führt sie aus, warum Catcalling strafbar sein sollte.

Diese verbale sexuelle Belästigung ist für Weyand demnach eine große Baustelle im deutschen Sexualstrafrecht. „Für mich ist nicht nachvollziehbar, warum das nicht strafbar sein soll, während Schwarzfahren schon strafbar ist“, so Weyand. Sie fragt sich: „Warum wehrt man sich so sehr dagegen, die sexuelle Selbstbestimmung von Frauen anzuerkennen?“ Die Fachanwälting sieht in diesem Mangel an Gleichstellung auch die „Wurzel von Gewalt gegen Frauen und Mädchen“.

Für Weyand ist das sogenannte Catcalling zudem nicht nur Ausdruck sexuellen Begehrens, sondern hat auch mit Macht zu tun. Die andere Person wird demnach nur als Körper angesehen. „Ich kann nicht verstehen, dass wir als Gesellschaft es hinnehmen, dass das zum Alltag von Mädchen und Frauen gehört.“ Catcalling sollte daher eindeutig strafbar sein. So erhofft sich Weyand auch eine normative Wirkung, also ein Umdenken, dass so etwas nicht okay ist.

Anmerkung der Redaktion

Carolin Weyand ist Rechtsanwältin und Frauenrechtsaktivistin. Seit 2025 ist sie außerdem Vorständin von UN Women Deutschland. Ebenso wurde sie 2022 zur ersten weiblichen Vorsitzenden der Vereinigung Hessischer Strafverteidiger gewählt. 2018 wurde sie Vertrauensanwältin für den Deutschen Olympischen Sportbund und die Deutsche Olympiamannschaft. Dort ist sie für Fälle von sexueller Belästigung und sexualisierter Gewalt im Spitzensport zuständig. Auf ihrer Website beschreibt sie sich selber als „Juristin für Empowerment“.

Paula Völkner arbeitet seit März 2024 für das Netzwerk von IPPEN.MEDIA (u. a. FRANKFURTER RUNDSCHAU). Dabei beschäftigt sie sich mit politischen und gesellschaftsrelevanten Themen auf nationaler sowie internationaler Ebene. Völkner hat Politikwissenschaft und Öffentliches Recht in Mainz studiert. Bereits während ihres Studiums sammelte sie Erfahrungen in verschiedenen Print- und Rundfunkredaktionen.

Die FRANKFURTER RUNDSCHAU (FR) ist eine Tageszeitung mit Sitz in Frankfurt am Main. Sie erschien erstmals 1945 und sollte ein linksliberales Gegenmodell zur eher konservativ ausgerichteten Frankfurter Konkurrenz (FAZ, FNP) darstellen. Durch die Medienkrise brach das sonst auflagenstarke Blatt ab 2001 ein und musste 2012 Insolvenz anmelden. Das Goethe-Institut bemerkte 2011, das einstige „Leitmedium der linken Intellektuellen“ sei redaktionell „bis zur Bedeutungslosigkeit ausgedünnt“. Nach mehreren Übernahmen und Verkäufen in den letzten zwanzig Jahren gehört die FR seit 2018 zur Ippen-Verlagsgruppe, einem der größten Medienkonzerne in Deutschland. Der Ippen-Konzern stand 2021 in der Kritik, weil Verlagschef Dirk Ippen eine kritische Berichterstattung seines verlagseigenen Investigativ-Teams über den umstrittenen Ex-BILD-Chefredakteur Julian Reichelt verboten hat. Die Auflage der FRANKFURTER RUNDSCHAU wird nur zusammen mit anderen Publikationen des Ippen-Konzerns im Raum Hessen ausgegeben: Die verkaufte Auflage dieser insgesamt sechs Publikationen lag im vierten Quartal 2022 bei rund 141.000 Exemplaren.  Seit dem ersten Quartal 2023 werden die Auflagenzahlen der gesamten Publikationen nicht mehr gemeldet. Allerdings werden die Zahlen von einem dieser sechs Medien, nämlich RHEINMAINMEDIA FRANKFURT CITY, noch gemeldet. Diese liegen im dritten Quartal von 2023 bei 40.706 verkauften Auflagen.

Originalartikel
Mangelnde Gleichstellung in Deutschland: „Die Wurzel von Gewalt gegen Frauen und Mädchen“
FRANKFURTER RUNDSCHAU (FR)Carolin WeyandPaula Völkner
02.11.2025 · 7 Minuten · Deutsch
Die Buzzard-Expert:innen haben diesen Artikel aus über 2.000 Medien für dich recherchiert und zusammengefasst, damit du in kurzer Zeit einen möglichst umfassenden Blick auf das Thema bekommst. Mehr...
Zum Artikel