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Perspektive

zur Debatte vom 11. November 2024
Sind die transatlantischen Beziehungen nach den Wahlen in den USA gefährdet?
Pro

Trump könnte der Klimadiplomatie schweren Schaden zufügen

Die Perspektive in 30 Sekunden

Die USA sind schon während der ersten Amtszeit von Donald Trump aus dem Pariser Klimaschutzabkommen ausgetreten. Darin haben die Länder der Welt vereinbart, die Erderhitzung auf 1,5 Grad zu begrenzen, höchstens aber auf 2 Grad. Dieses Szenario droht laut dem Politologen Tim Bosch nun wieder, da Trump US-Präsident Joe Bidens Wiedereintritt in das Klimaschutzabkommen erneut rückgängig machen kann. Welche Folgen das für die internationale Klimadiplomatie hätte, erläutert Bosch im Interview mit Klimaredakteur Jonas Waack für die TAZ.

Demnach glaubt Bosch zwar nicht, dass die Architektur der internationalen Klimadiplomatie in so einem Fall komplett in sich zusammenfallen würde. Viel bedrohlicher hält Bosch jedoch das Szenario, dass die USA aus der Klimarahmenkonvention aus den 1990er-Jahren austreten könnte. „Durch den Verbleib in der Klimarahmenkonvention konnten die USA unter Trump immer an den Klimakonferenzen teilnehmen“, erläutert der Politologe. „Außerdem war man politisch weiterhin am Tisch.“ Sollte Trump auch aus der Rahmenkonvention austreten, spekuliert Bosch, könten sich die USA vom internationalen Klimaprozess vollständig entfernen.

Eine solche wenig ambitionierte Klimapolitik wäre laut Bosch auch ein Signal an andere Länder, die ihrerseits bei den Klimazielen nachlassen könnten. So müssen im kommenden Jahr alle Staaten ein neues Klimaziel für 2035 festlegen. Das werde unter Trump wahrscheinlich ein Rückschritt. „Wenn dann andere Länder 2025 ihr Beitragsziel festlegen, werden die vielleicht auch weniger ambitioniert“, mutmaßt Bosch. „Auch ein langfristiges Wegbrechen von Finanzierungen für Drittländer bei der Klimaanpassung und Emissionsminderung wäre zu erwarten.“

Anmerkung der Redaktion

Tim Bosch ist Politologe und Research Fellow am Zentrum für Klima und Außenpolitik der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik (DGAP). Er forscht dort zum Klimawandel und seinen Auswirkungen auf die internationale Sicherheitspolitik. Zuvor hat er als Projektkoordinator beim Auswärtigen Amt gearbeitet. Bosch hat Internationale Beziehungen in Dresden sowie Internationale Sicherheit an der Sciences Po in Paris studiert.

Jonas Waack ist Journalist und Redakteur bei der TAZ. Dort schreibt er über Themen der Klimakrise im Ressort Wirtschaft und Umwelt. Waack hat einen Masterabschluss in Journalismus an der Deutschen Journalistenschule München absolviert, sowie mehrere Praktika unter anderem auch bei der ZEIT. Zuvor hat er Arabistik und Islamwissenschaften in Leipzig studiert.

Die TAGESZEITUNG (TAZ) ist eine überregionale deutsche Tageszeitung. Sie wurde 1978 als alternative, selbstverwaltete Zeitung gegründet – unter anderem vom Grünen-Politiker Hans-Christian Ströbele. Die Zeitung hat sich besonders in ihrer Anfangszeit an Linke, Studierende, Grüne und die Hausbesetzer-Bewegung gerichtet. Erklärtes Ziel der TAZ ist es seither, eine Gegenöffentlichkeit zu schaffen. Sie gehört heute zu den zehn größten überregionalen Tageszeitungen in Deutschland, mit einer verkauften Auflage von rund 47.500 Exemplaren (2/2025, IVW). Nach eigenen Angaben verzeichnet die Webseite TAZ.DE bis zu 15,6 Millionen Zugriffe monatlich (7/2023). Das Goethe-Institut verortet die TAZ als „grün-linkes“ Blatt und betont besonders die oft sehr kritische Berichterstattung der Zeitung. Eurotopics sieht die TAZ als linkes Medium und stellt die gestaffelte Preisgestaltung und die Entscheidung gegen Online-Bezahlschranken als Besonderheiten der Zeitung heraus. Die TAZ wird genossenschaftlich herausgegeben, jährlich findet eine Generalversammlung statt, an der jedes der zuletzt über 23.000 Mitglieder teilnehmen kann. Die Chefredaktion teilen sich Barbara Junge, Ulrike Winkelmann und Katrin Gottschalk.

Originalartikel
„Das wäre ein unwägbarer Schaden für die Klimadiplomatie“
DIE TAGESZEITUNG (TAZ)Tim BoschJonas Waack
07.11.2024 · 3 Minuten · Deutsch
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