Perspektive

Ist es an der Zeit für eine europäische Verteidigungsunion?
Nur eine starke europäische Armee hält Putin auf Distanz
Die Perspektive in 30 Sekunden
Wenn es um Europas Verteidigung geht, herrscht in den Augen von Hans-Peter Bartels fatale Kleinstaaterei. Der Sicherheitsexperte zeigt sich bei der DEUTSCHEN GESELLSCHAFT FÜR AUSWÄRTIGE POLITIK (DGAP) jedoch überzeugt, dass nur echte militärische Stärke Wladimir Putins Russland wirksam abschreckt.
Bartels befürwortet daher klar ein europäisches Verteidigungsbündnis. „Alles spricht dafür, Streitkräfte am besten von Anfang an so aufzustellen, wie sie im Ernstfall tatsächlich eingesetzt werden sollen“, argumentiert er – und das sei immer multinational. Allerdings räumt der frühere Wehrbeauftragte des Bundestages ein, dass es sich dabei um eine Generationenaufgabe handelt.
Der Sicherheitsexperte zieht in diesem Zusammenhang eine Parallele zur Einheitswährung Euro. Die Vereinheitlichung der Währung habe in den 1970er-Jahren begonnen, erinnert Bartels, bis daraus 2002 schließlich richtiges Geld wurde. „Lieber klein und gut als groß und dysfunktional“, hält Bartels dann auch bei einer europäischen Armee für die richtige Vorgehensweise.
Anmerkung der Redaktion
Hans-Peter Bartels ist Präsident der Gesellschaft für Sicherheitspolitik, Mitglied der SPD und Aufsichtsratsmitglied bei ThyssenKrupp Marine Systems. Er gehörte von 1998 bis 2015 dem Deutschen Bundestag als direkt gewählter Abgeordneter (SPD) an und war von 2015 bis 2020 Wehrbeauftragter des Deutschen Bundestages. Dort hat sich Bartels intensiv für eine bessere Ausstattung der Bundeswehr eingesetzt. Seine Karriere hat er als Redakteur bei der Kieler Rundschau gestartet, bis er als Redenschreiber in die Staatskanzlei des Landes Schleswig-Holstein gewechselt ist. Bartels hat Politikwissenschaften, Soziologie und Volkskunde an der Universität Kiel studiert.
Die DEUTSCHE GESELLSCHAFT FÜR AUSWÄRTIGE POLITIK (DGAP) ist ein Think Tank mit Sitz in Berlin, der sich seit seiner Gründung 1955 mit Fragen der internationalen, Außen- und Sicherheitspolitik auseinandersetzt.
Die DGAP hat nach eigenen Angaben über 2800 Mitglieder und betreibt eine öffentlich zugängliche Spezialbibliothek zur deutschen Außenpolitik. Alle zwei Monate veröffentlicht die DGAP die Fachzeitschrift INTERNATIONALE POLITIK.
Die DGAP finanziert sich neben Mitgliedsbeiträgen über Spenden von Unternehmen, Einzelpersonen und Stiftungen. Dazu fördert das Auswärtige Amt die DGAP, im Jahr 2018 mit gut einer Millionen Euro.
