Perspektive

Bürgergeld, Rente & Co.: Muss für den „Herbst der Reformen“ der Sozialstaat beschnitten werden?
Sozialkürzungen haben Deutschland schon einmal aus der Krise geholt
Die Perspektive in 30 Sekunden
Für Gabor Steingart ist der Zustand der deutschen Wirtschaft eines der Hauptprobleme in dieser Zeit. Beim Nachrichtenportal FOCUS ONLINE spricht sich der Kolumnist daher für Kürzungen beim Sozialstaat aus. Dabei erinnert er daran, dass das schon einmal geklappt hat.
Steingart spielt damit auf die Reformen der „Agenda 2010“ des damaligen Bundeskanzlers Gerhard Schröder (SPD) an. Mit Sozialkürzungen und erhöhtem Druck holte er viele Menschen zurück in den Arbeitsmarkt, die nur noch vom Staat gelebt haben, so Steingart.
Die Zahlen haben den Reformen laut Steingart recht gegeben: Die Erwerbstätigkeit stieg, die Arbeitslosigkeit sank, die Wirtschaft florierte wieder. All das hält Steingart auch jetzt wieder für nötig, wenn er schreibt: „Deutschland erlebt seinen Schröder-Moment – und es wäre gut, wenn der Mann im Kanzleramt ihn als seinen Moment begreift.“
Anmerkung der Redaktion
Gabor Steingart (*1962) gehört zu den bekanntesten Journalisten Deutschlands. Der Absolvent der Georg-von-Holtzbrinck-Schule für Wirtschaftsjournalisten war unter anderem Leiter des SPIEGEL-Büros in Berlin und Washington sowie Chefredakteur beim HANDELSBLATT. Dort wurde er besonders durch seinen täglichen Newsletter „Handelsblatt Morning Briefing“ bekannt. Steingart hat mehrere, größtenteils sehr erfolgreiche Bücher über das politische Leben in Deutschland geschrieben. 2018 gründete er das Medienunternehmen MEDIA PIONEER, an dem die Axel Springer SE mit 35,9 Prozent beteiligt ist. Seit Juni 2018 gibt Steingart das „Steingarts Morning Briefing“ heraus, welches vom „Handelsblatt Morning Briefing“ zu unterscheiden ist. „Steingarts Morning Briefing“ erscheint als Newsletter jeden Werktag per E-Mail-Verteiler und ist kostenfrei und auf THEPIONEER hinterlegt. Es erscheint zudem bei FOCUS ONLINE, GMX, WEB.DE und LinkedIn und wird vielfach von anderen Medien zitiert. Daneben betreibt Steingart einen gleichnamigen Podcast, in dem er mit Menschen aus Politik, Wirtschaft und Kultur spricht. Steingart ist in der deutschen Medienlandschaft eine umstrittene Figur. Das MANAGER MAGAZIN kritisiert, er inszeniere sich mit seinem Medienunternehmen als „Gralshüter des Journalismus“, die SZ beschreibt ihn als „Rampensau auf jeder Bühne“, die journalistisch gerne rechts anecke. MEEDIA moniert, dass Steingart in seinem 2020 erschienenen Buch „Die unbequeme Wahrheit – Rede zur Lage der Nation“ populistische Reflexe bediene und „Verbindungen zwischen der Regierung Merkel und dem früheren chinesischen Diktator Mao Zedong oder dem Dritten Reich“ andeute.
Der FOCUS ist ein wöchentlich erscheinendes deutsches Nachrichtenmagazin. Er wurde 1993 vom Hubert Burda Verlag als Konkurrenz zum SPIEGEL gegründet. Das Magazin erschien zuletzt in einer verkauften Auflage von rund 235.000 Exemplaren (IVW Q2/2025) und gehört damit zusammen mit dem SPIEGEL und dem STERN zu den reichweitenstärksten deutschen Wochenmagazinen. Der FOCUS gilt dabei in seiner Ausrichtung im Vergleich zu den beiden Konkurrenzmagazinen als konservativer. Auch der Online-Auftritt des Magazins gehört zu den reichweitenstärksten in ganz Deutschland: Laut der Website Similarweb hatte FOCUS.DE im Oktober 2024 rund 61,3 Millionen Aufrufe zu verzeichnen. Das GOETHE-INSTITUT befindet, das Blatt vertrete eine wirtschaftsliberale Haltung und wende sich „mit vielen grafischen Darstellungen und farbintensiven Bildern insbesondere an Leser:innen mit weniger Zeit“. Wie viele andere Medien in Deutschland hat der FOCUS seit Jahren stark sinkende Verkaufszahlen zu verzeichnen: Anfang 2000 lag die Auflage noch bei knapp 811.000 verkauften Exemplaren.

