Perspektive

Sind die transatlantischen Beziehungen nach den Wahlen in den USA gefährdet?
Trump kann ein nützlicher Partner Europas werden – auch in der Energiepolitik
Die Perspektive in 30 Sekunden
Noch vor dem offiziellen Wahlsieg Donald Trumps hat Nadia Schadlow in der WELT angemerkt, dass Europa eine Rückkehr Trumps ins Weiße Haus nicht als Bedrohung empfinden sollte. „Es gibt Raum für gegenseitigen Nutzen“, schreibt Schadlow, die stellvertretende Nationale Sicherheitsberaterin unter Präsident Trump war.
In Bezug auf Europa würde Trump demnach wahrscheinlich die Probleme ansprechen, die er bereits thematisiert hat: unzureichende Verteidigungsausgaben, mangelnde Diversifizierung der Energieversorgung und Handelsprotektionismus. „Viele Europäer erkennen diese Probleme an. Damit könnte sich eine Möglichkeit für eine Zusammenarbeit zwischen Amerika und Europa bieten – wenn der Versuchung widerstanden wird, Trump als Problem darzustellen“, findet Schadlow. Nicht zuletzt bei der Energieversorgung könnte Europa mit Trump zusammenarbeiten, beispielsweise würde er mit Begeisterung amerikanisches Flüssig-Erdgas als kohlenstoffärmere Energiequelle liefern, so Schadlow. „Mehr noch: Er will ein robustes Energiesystem und ein Bündel von Maßnahmen, die den Wohlstand fördern.“ Zudem wäre Trump an einer Zusammenarbeit bei der Kernenergie interessiert, die auch kürzlich von der Europäischen Kommission als nützliche Ergänzung zu den erneuerbaren Energien anerkannt wurde, wie Schadlow anmerkt.
„Wenn beide Seiten gemeinsame Aufgaben sehen, ist eine wachstumsfördernde, freiheitsliebende Partnerschaft möglich“, zeigt sich Schadlow überzeugt und findet: „Anstatt Trump als Zerstörer einer alten Ordnung abzustempeln, sollte Europa darüber nachdenken, wie sein disruptives Naturell dazu beitragen kann, Europa für eine bessere Zukunft vorzubereiten.“
Anmerkung der Redaktion
Nadia Schadlow ist Forscherin für Internationale Beziehungen und arbeitet als National Security Visiting Fellow an der Hoover Institution und als Senior Fellow am Hudson Institute. Außerdem war sie stellvertretende nationale Sicherheitsberaterin für Strategie und Assistentin von Donald Trump während seiner ersten Amtszeit als Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika. Im Rahmen dieser Tätigkeit ist sie Urheberin der Nationalen Sicherheitsstrategie 2017 und war für die Verbindung einzelner Regierungsressorts in der Trump-Administration zuständig. Sie ist momentan überdies Mitglied mehrerer staatlicher Gremien und Kommissionen, darunter in der Denkfabrik „National Endowment for Democracy“ und im Beirat des Energieministers, der „Working Group on Innovation“ sowie im „Council on Foreign Relations“. Ihre Beiträge zu nationalen und internationalen Sicherheitsfragen werden regelmäßig in Zeitschriften veröffentlicht, darunter u.a. THE HILL, das WALL STREET JOURNAL und THE AMERICAN INTEREST. 2017 hat sie das Buch „War and the Art of Governance: Consolidating Combat Success into Political Victory“ zu Strategien der Nachkriegspolitik veröffentlicht. Schadlow hat an der Cornell Universität studiert und einen Doktortitel an der Johns Hopkins School of Advanced International Studies (SAIS) erhalten.
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