Perspektive

Kann unser Sozialstaat gerechter werden, wenn die Reichsten mehr finanzielle Lasten tragen?
Die Reichsten könnten viel mehr leisten – und das Geld wird gebraucht
Die Perspektive in 30 Sekunden
Der Volkswirt und frühere Grünen-Politiker Gerhard Schick ist überzeugt, dass in Deutschland Geld für zusätzliche Investitionen gebraucht wird. Dieses Geld muss irgendwoher kommen. In diesem Zusammenhang steht er im TAZ-Interview mit Wirtschaftskorrespondent Hannes Koch auch den Vorschlägen von Steuererhöhungen offen gegenüber – zumindest mit Blick auf die Besserverdienenden im Land.
Entsprechende Vorschläge liegen laut Schick auf dem Tisch. Dazu zählt der Fachmann beispielsweise, die Privilegien bei der Erbschaftsteuer abzuschaffen. Das könnte für zusätzliche Mittel von fünf Milliarden Euro sorgen, rechnet Schick vor. Auch eine einmalige Vermögensabgabe hält er für richtig. Zudem sollten Steuerdelikte konsequent verfolgt werden, die von Investoren und Banken in großem Maßstab betrieben werden. „Auch da geht es jeweils um zweistellige Milliardenbeträge“, so der Fachmann.
Insgesamt ist das deutsche Steuersystem laut Schick so strukturiert, dass die Personen mit den größten Vermögen einen recht bescheidenen Beitrag leisten. Jetzt wäre es an der Zeit, die Lastenverteilung zu klären, findet der Volkswirt und Ex-Politiker, der während seiner aktiven Zeit im Bundestag den Untersuchungsausschuss zum Cum-Ex-Steuerbetrug maßgeblich mit auf den Weg gebracht hat.
Anmerkung der Redaktion
Gerhard Schick ist ein ehemaliger deutscher Politiker. Von 2005 bis 2018 war er für seine Partei, Bündnis 90/Die Grünen, Mitglied des Deutschen Bundestages. Schick ist bereits 1996 in die Partei eingetreten. Er hat Volkswirtschaft studiert und hat 2003 erfolgreich promoviert. Bei den Grünen hat Schick vorrangig zu den Themen Finanzen und Wirtschaft gearbeitet. Seit 2018 ist er Vorstand des Vereins ‚Bürgerbewegung Finanzwende‘, der sich für eine nachhaltige Finanzwirtschaft einsetzt.
Hannes Koch (*1961) ist freier Wirtschaftskorrespondent. Aus Berlin schreibt er über nationale und internationale Wirtschafts- und Finanzpolitik. Zusammen mit seinen Kolleginnen und Kollegen betreibt er dort das Journalistenbüro DIE KORRESPONDENTEN, das für mehrere Zeitungen bundesweit über Wirtschafts-, Finanz-, Umwelt- und Verbraucherpolitik berichtet. Zudem hat Koch mehrere Bücher zu wirtschaftlichen Themen veröffentlicht. 2020 hat er gemeinsam mit anderen Autor:innen das illustrierte Lexikon „101 x Wirtschaft. Alles was wichtig ist“ veröffentlicht. 2007 erschien sein Buch „Soziale Kapitalisten“, das sich mit der gesellschaftlichen Verantwortung von Unternehmen beschäftigt. Für die TAZ war Koch unter anderem als Parlamentskorrespondent tätig. Für seine journalistische Arbeit hat Koch mehrere Preise bekommen – darunter den Theodor-Wolff-Preis für seinen Artikel „Karim, ich muss dich abschieben“. Koch hat in Bonn und Hannover Geschichte, Germanistik, Pädagogik und Philosophie studiert.
Die TAGESZEITUNG (TAZ) ist eine überregionale deutsche Tageszeitung. Sie wurde 1978 als alternative, selbstverwaltete Zeitung gegründet – unter anderem vom Grünen-Politiker Hans-Christian Ströbele. Die Zeitung hat sich besonders in ihrer Anfangszeit an Linke, Studierende, Grüne und die Hausbesetzer-Bewegung gerichtet. Erklärtes Ziel der TAZ ist es seither, eine Gegenöffentlichkeit zu schaffen. Sie gehört heute zu den zehn größten überregionalen Tageszeitungen in Deutschland, mit einer verkauften Auflage von rund 47.500 Exemplaren (2/2025, IVW). Nach eigenen Angaben verzeichnet die Webseite TAZ.DE bis zu 15,6 Millionen Zugriffe monatlich (7/2023). Das Goethe-Institut verortet die TAZ als „grün-linkes“ Blatt und betont besonders die oft sehr kritische Berichterstattung der Zeitung. Eurotopics sieht die TAZ als linkes Medium und stellt die gestaffelte Preisgestaltung und die Entscheidung gegen Online-Bezahlschranken als Besonderheiten der Zeitung heraus. Die TAZ wird genossenschaftlich herausgegeben, jährlich findet eine Generalversammlung statt, an der jedes der zuletzt über 23.000 Mitglieder teilnehmen kann. Die Chefredaktion teilen sich Barbara Junge, Ulrike Winkelmann und Katrin Gottschalk.


