Perspektive

Kann unser Sozialstaat gerechter werden, wenn die Reichsten mehr finanzielle Lasten tragen?
Wie Reiche auch ohne mehr Steuerabgaben etwas Gutes für die Gesellschaft tun können
Die Perspektive in 30 Sekunden
Der Sozialunternehmer Felix Oldenburg findet es gut, wenn reiche Menschen mehr Steuern zahlen. Trotzdem glaubt er nicht, dass in den nächsten Jahren eine echte Lösung dafür gefunden und umgesetzt wird. Im Interview mit Redakteur Max Schäfer in der FRANKFURTER RUNDSCHAU schlägt er daher andere Möglichkeiten vor, wie reiche Menschen sich beteiligen können, um aktuelle Krisen zu lösen.
Dafür sollen staatliche und private Gelder zusammenarbeiten, weil beide ihre Stärken und Schwächen haben. Der Staat sollte eine Grundversorgung bieten, die für alle gleich ist und nach demokratischen Regeln funktioniert. Allerdings sieht Oldenburg Probleme wie langwierige Verfahren und das Risiko, dass Programme von der nächsten Regierung gestrichen werden. Private Investitionen sind seiner Meinung nach schneller und können auch Themen finanzieren, die bei staatlichen Haushaltsplänen keine Mehrheit finden, etwa mit Blick auf Minderheiten.
Oldenburg nennt als konkrete Beispiele Spenden, Stiftungen und Impact Investing als Möglichkeiten für Wohlhabende, sich fürs Gemeinwohl einzusetzen. Beim Impact Investing geht es darum, Geld in Projekte zu stecken, die zunächst eine positive Wirkung erzielen sollen – und erst danach Gewinne machen. Der Sozialunternehmer sagt: „Wenn wir das richtig machen würden, könnten Milliarden zusätzlich fürs Gemeinwohl bereitgestellt werden.“
Anmerkung der Redaktion
Felix Oldenburg, Jahrgang 1976, ist ein deutscher Sozialunternehmer, Verbandsmanager und Publizist. Er ist Mitgründer der Plattform für Stiftungskonten bcause und Vorstand der gemeinnützigen Aktiengesellschaft gut.org, der Muttergesellschaft von Deutschlands größter Online-Spendenplattform Betterplace.org. Oldenburg studierte Philosoph in Bonn, Tübingen und Oxford und Politikmanagement in Georgetown. Seine Laufbahn begann er als Internet-Unternehmer, Berater bei McKinsey&Company sowie als Initiator und Moderator großer Bürgerbeteiligungsverfahren. Er publiziert und engagiert sich in Ehrenämtern für Social Entrepreneurship, Philanthropie und Impact Investing, unter anderem im Beirat der KfW Capital und im Deutschen Komitee für UNICEF. Oldenburg lebt mit seiner Familie in Berlin.
Max Schäfer schreibt für die verschiedenen Portale von IPPEN.MEDIA. Sein inhaltlicher Schwerpunkt liegt dabei in der Politik. Er schreibt vor allem über sozial- und wirtschaftspolitische Themen, deutsche Innenpolitik und die Europäische Union. Bei IPPEN DIGITAL ist er als Wirtschafts- und Finanzredakteur beschäftigt. Dort schreibt er unter anderem für die FRANKFURTER RUNDSCHAU und MERKUR. Schäfer hat Politikwissenschaft und Soziologie an der Universität Würzburg studiert. Unter anderem arbeitete er auch für den SWR, das BADISCHE TAGBLATT, die MAIN-POST und den HESSISCHEN RUNDFUNK.
Die FRANKFURTER RUNDSCHAU (FR) ist eine Tageszeitung mit Sitz in Frankfurt am Main. Sie erschien erstmals 1945 und sollte ein linksliberales Gegenmodell zur eher konservativ ausgerichteten Frankfurter Konkurrenz (FAZ, FNP) darstellen. Durch die Medienkrise brach das sonst auflagenstarke Blatt ab 2001 ein und musste 2012 Insolvenz anmelden. Das Goethe-Institut bemerkte 2011, das einstige „Leitmedium der linken Intellektuellen“ sei redaktionell „bis zur Bedeutungslosigkeit ausgedünnt“. Nach mehreren Übernahmen und Verkäufen in den letzten zwanzig Jahren gehört die FR seit 2018 zur Ippen-Verlagsgruppe, einem der größten Medienkonzerne in Deutschland. Der Ippen-Konzern stand 2021 in der Kritik, weil Verlagschef Dirk Ippen eine kritische Berichterstattung seines verlagseigenen Investigativ-Teams über den umstrittenen Ex-BILD-Chefredakteur Julian Reichelt verboten hat. Die Auflage der FRANKFURTER RUNDSCHAU wird nur zusammen mit anderen Publikationen des Ippen-Konzerns im Raum Hessen ausgegeben: Die verkaufte Auflage dieser insgesamt sechs Publikationen lag im vierten Quartal 2022 bei rund 141.000 Exemplaren. Seit dem ersten Quartal 2023 werden die Auflagenzahlen der gesamten Publikationen nicht mehr gemeldet. Allerdings werden die Zahlen von einem dieser sechs Medien, nämlich RHEINMAINMEDIA FRANKFURT CITY, noch gemeldet. Diese liegen im dritten Quartal von 2023 bei 40.706 verkauften Auflagen.


