Perspektive

Kann unser Sozialstaat gerechter werden, wenn die Reichsten mehr finanzielle Lasten tragen?
Wie Vermögen und Steuern in Deutschland aktuell verteilt sind
Die Perspektive in 30 Sekunden
Für den WDR hat Redakteur Johannes Kolb einen umfassenden Überblick darüber zusammengestellt, wie Vermögen in Deutschland verteilt ist und welche Modelle es gibt, um die Reichsten im Land höher zu besteuern.
Kolb zufolge ist Vermögen in Deutschland vergleichsweise ungleich verteilt. Er verweist dabei auf den sogenannten Gini-Koeffizienten. In einer Gesellschaft, in der alle gleich viel haben, würde dieser Wert bei 0 liegen. Besäße eine Person alles und der Rest nichts, läge er bei 1. „In Deutschland beträgt der Gini-Koeffizient in Bezug auf das Vermögen 0,77, was rund fünf Prozentpunkte über dem EU-Durchschnitt liegt“, informiert Kolb.
Das deutsche Steuersystem basiert laut dem WDR-Redakteur auf dem Prinzip, dass diejenigen, die mehr leisten können, auch mehr zahlen müssen. Tatsächlich tragen die wohlhabenderen Deutschen überproportional viel zum Gesamtsteueraufkommen bei, so Kolb. Superreiche Menschen haben allerdings Möglichkeiten und Tricks, um letztlich weniger Steuern zu zahlen, als sie müssten.
Unter den politischen Parteien sind CDU/CSU, FDP und AfD gegen eine Vermögenssteuer, die SPD, die Grünen, die Linken und das BSW dafür. Allerdings haben sie laut WDR-Redakteur Kolb sehr unterschiedliche Vorstellungen, wie das genau aussehen soll.
Den Vorschlägen der linksgerichteten Parteien ist laut Kolb aber gemeinsam, dass eine neue Vermögenssteuer frühestens ab einer Million Euro „Nettovermögen“ beginnen sollte. „Es wären also Menschen betroffen, die abzüglich aller Schulden auf ihrem Konto, in Immobilien, Investments oder Wertgegenständen mindestens eine Million Euro haben.“
Anmerkung der Redaktion
Johannes Kolb arbeitet als Digital-Redakteur im WDR-Newsroom. Zu seinen Schwerpunkten gehören die Themenbereiche Online, Social Media sowie digitale Formatentwicklung. Er hat Sportpublizistik und Sport Studies an den Universitäten Tübingen und Aix-Marseille (Frankreich) studiert.
Der WESTDEUTSCHE RUNDFUNK (WDR) ist die größte der neun Landesrundfunkanstalten der ARD. Er entstand 1956, als sich der NWDR in den NDR und den WDR aufteilte. Die Sendeanstalt hat sechs Radioprogramme und einen Fernsehsender, zu dessen bekanntesten Programmen unter anderem das Politmagazin „Monitor“, die „Sportschau“ oder das Kinderangebot „Die Sendung mit der Maus“ gehören. Laut eigenen Angaben ist der Sender nach Anzahl der Beschäftigten das zweitgrößte Medienunternehmen Europas hinter der BBC. Laut der Media-Analyse (ma Audio 2025 II) erreichen alle Radiosender des WDR zusammen rund 8 Millionen Zuhörer:innen jeden Tag. Der Webauftritt des WDR hatte im Juli 2025 laut Similarweb rund 13 Millionen Besuche zu verzeichnen.

