Perspektive

Ist es an der Zeit für eine europäische Verteidigungsunion?
Wir haben die Bereitschaft Amerikas überstrapaziert – jetzt sind wir am Zug
Die Perspektive in 30 Sekunden
Claus Leggewie ist ganz klar der Ansicht, dass die Zeit für eine europäische Verteidigungsunion reif ist. Man habe die Bereitschaft Amerikas überstrapaziert, um die Sicherheit Europas zu gewährleisten, führt der Politikwissenschaftler im Gespräch mit Moderator Frank Meyer bei RADIO3 aus.
Leggewie verweist in diesem Zusammenhang nicht nur auf die jüngere Vergangenheit mit Blick auf den Ukrainekrieg, sondern beispielsweise auch auf die Jugoslawienkriege der 1990er-Jahre. Damals habe man den Krieg auch nicht mit vereinten europäischen Kräften eindämmen können, dazu haben erst die USA hinzukommen müssen. Die Mehrheit der US-amerikanischen Bevölkerung folgt laut Leggewie nun dem aktuellen Präsidenten Donald Trump in der Überzeugung, „dass es nun mal genug sei“.
In den Augen des Politikwissenschaftlers braucht die EU auch nicht 27 Armeen und noch mehr Rüstungsindustrien, wenn der russische Präsident Wladimir Putin doch einen Angriff führt, der laut Leggewie ganz Europa treffen soll. Deswegen muss man ihm zufolge Synergien schaffen und eine gemeinsame Armee bilden.
Anmerkung der Redaktion
Claus Leggewie ist Politikwissenschaftler und ehemaliger Professor an der Universität Gießen. Er beschäftigt sich mit Fragen der politischen Ökologie und Nachhaltigkeit. Sein erstes Buch zum Thema veröffentlichte er 1978. Seitdem schrieb er zahlreiche Essays, Bücher und wissenschaftliche Publikationen über die Wechselbeziehungen zwischen Planet und Gesellschaft, die von der Energiewende über die Klimapolitik bis zum Steinzeitmenschen reicht. Darüber hinaus ist er Mitglied im Verein Rat für Migration e. V. Leggewie veröffentlicht außerdem regelmäßig in Zeitungen und Zeitschriften, darunter LE MONDE DIPLOMATIQUE, LOS ANGELES BOOK REVIEW, ROLLING STONE und DIE TAZ. Von 2007 bis zum 31. Juli 2017 war er Direktor des Kulturwissenschaftlichen Instituts Essen. Des Weiteren ist er Mitherausgeber der Fachzeitschrift BLÄTTER FÜR DEUTSCHE UND INTERNATIONALE POLITIK.
Frank Meyer ist deutscher Moderator und Redakteur. Er arbeitet unter anderem beim Kulturradio des RUNDFUNK BERLIN-BRANDENBURG (RBB) und beim DEUTSCHLANDRADIO. Er hat Literatur-, Sprach- und Theaterwissenschaft in München sowie in Jena studiert.
RADIO3 ist ein Radioprogramm des öffentlich-rechtlichen RBB und sendet aus Berlin. Der Sender entstand aus dem langjährigen KULTURRADIO der Rundfunkanstalt und hieß von Mai 2019 bis April 2024 RBB KULTUR. Inhaltlich beschäftigt sich das Programm entsprechend mit kulturellen Themen, vor allem aus dem Bereich der Live-Musik, aber auch Theater und Literatur. Der musikalische Schwerpunkt liegt auf Klassik sowie auf Jazz und Soul. Gemeinsam mit dem Land Berlin vergibt das Programm jährlich den Jazzpreis Berlin, gemeinsam mit dem Literaturhaus Berlin den Walter-Serner-Preis. Die Intendantin von RADIO 3 ist Ulrike Demmer, für das Programm zeigt sich Dorothee Hackenberg als Chefin verantwortlich. Laut der Media-Analyse „ma Audio 2025 II“ hatte Radio 3 im zweiten Quartal von 2025 eine Reichweite von 0,037 Millionen Hörern über dem Alter von 14 Jahren an Arbeitstagen.


