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Perspektive

zur Debatte vom 09. Februar 2025
Ist unser demokratisches System noch stabil?
Contra

Selbst demokratisch gesinnte Politiker sorgen mit dafür, dass autoritäre Modelle populär werden

Die Perspektive in 30 Sekunden

Der Hochschullehrer Helmut Däuble stellt in einem Gastbeitrag für die FRANKFURTER RUNDSCHAU einen für ihn besorgniserregenden Trend fest. „Den Aufstieg von demokratiefeindlichen Rechts- und Linkspopulisten sieht man in praktisch allen westlichen Gesellschaften, ohne dass bisher probate Mittel einer dauerhaften Einhegung dieser demokratiezerstörenden Kräfte gefunden wurden.“

Schon seit längerem ist in Däubles Wahrnehmung zu beobachten, dass bei diesem Kampf gegen die Demokratiefeinde selbst demokratisch gesinnte Politiker zunehmend eine Doppelstrategie fahren. „Zum einen betonen sie die Stabilität einer Brandmauer gegenüber Gegnern der liberal-demokratischen Herrschaftsform, zum anderen passen sie sich jedoch in Inhalt und neuerdings auch Führungsstil den autoritären Strömungen an“, findet der Autor. Parteien der westlichen Demokratien geraten so immer mehr in Zugzwang, auf „starke“ Führungspersönlichkeiten zu setzen.

„Deutschland bildet da keine Ausnahme“, hält Däuble unter Verweis auf die Auftritte des aktuellen politischen Spitzenpersonals fest. Ob allerdings ein Führungsstil, der auf Rigorosität setzt, eine erfolgreiche Demokratieverteidigung sein kann, ist für den Autor eine ungelöste Frage. Es ist ihm zufolge jedoch anzunehmen, „dass damit autoritäre Strömungen eher intensiviert werden und damit auf das Konto der Demokratieverächter eingezahlt wird“.

Anmerkung der Redaktion

Helmut Däuble ist ehemaliger Hochschullehrer für Politikwissenschaft und Politikdidaktik an der Pädagogischen Hochschule Ludwigsburg. Er hat Soziologie und Politik an der FU Berlin und der New School for Social Research in New York studiert. Däuble hat für verschiedene Medien Interviews gegeben und Beiträge für u. a. die FRANKFURTER RUNDSCHAU, ZUKUNFT, DER FREITAG, die TAZ und den SPIEGEL verfasst.

Die FRANKFURTER RUNDSCHAU (FR) ist eine Tageszeitung mit Sitz in Frankfurt am Main. Sie erschien erstmals 1945 und sollte ein linksliberales Gegenmodell zur eher konservativ ausgerichteten Frankfurter Konkurrenz (FAZ, FNP) darstellen. Durch die Medienkrise brach das sonst auflagenstarke Blatt ab 2001 ein und musste 2012 Insolvenz anmelden. Das Goethe-Institut bemerkte 2011, das einstige „Leitmedium der linken Intellektuellen“ sei redaktionell „bis zur Bedeutungslosigkeit ausgedünnt“. Nach mehreren Übernahmen und Verkäufen in den letzten zwanzig Jahren gehört die FR seit 2018 zur Ippen-Verlagsgruppe, einem der größten Medienkonzerne in Deutschland. Der Ippen-Konzern stand 2021 in der Kritik, weil Verlagschef Dirk Ippen eine kritische Berichterstattung seines verlagseigenen Investigativ-Teams über den umstrittenen Ex-BILD-Chefredakteur Julian Reichelt verboten hat. Die Auflage der FRANKFURTER RUNDSCHAU wird nur zusammen mit anderen Publikationen des Ippen-Konzerns im Raum Hessen ausgegeben: Die verkaufte Auflage dieser insgesamt sechs Publikationen lag im vierten Quartal 2022 bei rund 141.000 Exemplaren.  Seit dem ersten Quartal 2023 werden die Auflagenzahlen der gesamten Publikationen nicht mehr gemeldet. Allerdings werden die Zahlen von einem dieser sechs Medien, nämlich RHEINMAINMEDIA FRANKFURT CITY, noch gemeldet. Diese liegen im dritten Quartal von 2023 bei 40.706 verkauften Auflagen.

Originalartikel
Die neue Basta-Politik – Robuste Demokratie
FRANKFURTER RUNDSCHAU (FR)Helmut Däuble
24.11.2024 · 3 Minuten · Deutsch
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