Perspektive
zur Debatte vom 16. Juli 2021Echokammern, Shitstorms, Hate Speech: Sind soziale Medien eine Gefahr für die Debattenkultur?
Um im Internet angeprangert zu werden, reicht ein einziger Satz
Die Perspektive in 30 Sekunden
In den sozialen Medien werde es immer mehr zur Mode, einen Menschen in Windeseile vor ein virtuelles Gericht zu bringen, ohne Anhörung zu verurteilen und zum Abschuss freizugeben, lamentiert Journalist Thomas Schmoll in seinem Kommentar für N-TV. Differenzierung oder eine Beschäftigung mit der kritisierten Person blieben dabei komplett auf der Strecke.
Inzwischen reiche eine unbedarfte oder missverständliche Äußerung, und schon würden sich Menschen, denen diese Meinung nicht passt, zu Richtern aufschwingen. In Windeseile werde beleidigt, (vor-)verurteilt und nach Konsequenzen geschrien. Der virtuelle Daumen werde gesenkt, ohne sich mit dem Menschen, dessen Werdegang und dem Kontext der Äußerung zu befassen.
Für Schmoll bilden derlei Besserwisserei und Halbwissen ein „toxisches Gemisch“ – Gift für die gesellschaftliche Debatte. Wo Diskurs überhaupt noch stattfinde, flackere er bestenfalls kurz auf. Diskutiert werde streng dogmatisch im Schwarz-Weiß-Schema mit einer strikten Trennung zwischen Gut und Böse, ohne Nuancen zuzulassen.
Anmerkung der Redaktion
Thomas Schmoll ist freier Autor, Journalist, Literaturagent und Ghostwriter. Als Literaturagent betreut er Autor:innen in ihrem Veröffentlichungsprozess. Der gelernte Holzdrechsler lebt in Berlin und schreibt vor allem über Politik, ab und an auch über Kultur- und Literaturthemen, für den Nachrichtensender N-TV, die Wochenmagazine SPIEGEL und FOCUS, die Wochenzeitung DIE ZEIT und die Blätter des Schleswig-Holsteinischen Zeitungsverlags.
N-TV.de ist das Online-Portal des deutschen Fernsehsenders N-TV. Dieser ist ein von der N-TV Nachrichtenfernsehen GmbH betriebener privater deutscher Fernsehsender mit Sitz in Köln. Er ist 1992 als erster deutscher Nachrichtensender von Peter Staisch in Berlin gegründet worden. Seit 2006 gehört N-TV zur Mediengruppe RTL Deutschland. Seine drei Hauptprogrammsäulen sind Nachrichten, Wirtschaft und Talk. Der Sender hat einen hohen Live-Anteil, aber auch Dokumentationen, Reportagen, Wissens- und Lifestylemagazine sowie Sportsendungen im Programm. Der Nachrichtensender bietet seine Inhalte auf zahlreichen Plattformen an. Laut eigenen Angaben hatte N-TV.de im ersten Quartal 2023 224,56 Millionen Besuche und gehört damit zu den größten Medienseiten Deutschlands. Die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG skizziert N-TV als „seriösen Gegenakzent“ zu den quotenstarken Unterhaltungsformaten, mit denen RTL den Markt in Deutschland beherrsche. Als privater Fernsehsender ist N-TV werbefinanziert. Das Onlineportal N-TV.de gehörte 2020 laut der Arbeitsgemeinschaft Online Forschung (Agof) zu den fünf meist aufgerufenen Medienmarken. Das Online-Magazin DWDL berichtet von einem Zuwachs von 137 Prozent im COVID-19-Jahr 2020. Laut Agof hatte das digitale Gesamtangebot von N-TV im Juni 2022 21,91 Millionen einzelne Nutzer:innen zu verzeichnen.
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Thomas Schmoll