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Perspektive

zur Debatte vom 02. September 2024
Ist es klug, die AfD kategorisch von der Regierungsbildung auszuschließen?
Contra

Wer andere ausschließt, gefährdet erst recht die Demokratie

Die Perspektive in 30 Sekunden

Sowohl einzelne Parteien wie auch manche Medien weigern sich kategorisch, mit bestimmten Andersdenkenden zu kooperieren – Michael Andrick sieht das kritisch. Denn solche politischen und medialen Abgrenzungen gefährden erst recht die Demokratie, argumentiert der Philosoph und Publizist beim Online-Magazin TELEPOLIS.

Für Andrick handelt es sich bei dem Konzept der Brandmauer nämlich vor allem um eine „harte, den politischen Gegner brutal diffamierende Demagogie“. Die simple Botschaft dahinter laute: „Die, die nicht regieren, aber es vielleicht bald könnten, sind böse, wir aber, die heute regieren und weiter regieren wollen, sind gut!“

In Andricks Augen wollen also die „Brandmauer“-Architekten andere Parteien kategorisch von der politischen Macht ausschließen, um selbst an der Macht bleiben zu können. „Damit erklären sie deutlich, Gegner der Republik zu sein und eine geschlossene Gesinnungsgemeinschaft ihrer Parteigänger und politischen Koalitionäre an ihre Stelle setzen zu wollen“, schlussfolgert der Philosoph.

Anmerkung der Redaktion

Michael Andrick ist Philosoph und Autor. Er arbeitet als Kolumnist bei der BERLINER ZEITUNG. Seine Artikel werden auch im politischen Magazin CICERO und in der linksliberalen Wochenzeitung DER FREITAG veröffentlicht. In seinen Beiträgen behandelt er oft gesamtgesellschaftliche Themen wie Meinungsfreiheit, Diskussionskultur und Arbeitspsychologie. Im Februar 2020 ist Andricks Werk „Erfolgsleere: Philosophie für die Arbeitswelt“ erschienen. Darin denkt er über die moderne Arbeitswelt nach und erklärt, wieso ein „massenweiser, fragloser Konformismus“ (CICERO) unter den Menschen in Unternehmen funktioniert. Für seine Kolumnen bei der BERLINER ZEITUNG erhielt Andrick 2022 den Jürgen-Moll-Preis für verständliche Sprache in der Wissenschaft.

TELEPOLIS ist ein Online-Magazin des Heise-Verlags, das 1996 gegründet wurde und einen besonderen Fokus auf Netzpolitik legt. Nach eigenen Angaben will TELEPOLIS „kritisch die gesellschaftlichen, politischen, wissenschaftlichen, kulturellen und künstlerischen Aspekte des digitalen Zeitalters“ beleuchten. Der Chefredakteur ist Harald Neuber. TELEPOLIS hat mehrere Preise für seine Berichterstattung gewonnen: unter anderem den Grimme-Online-Award und den Lead-Award in der Kategorie Special-Interest-Onlinemagazin. Andererseits hat es auch Kritik am Portal gegeben. Der Verschwörungstheorieforscher Michael Butter ordnete TELEPOLIS 2019 beispielsweise in eine Reihe mit „alternativen Medien“ wie KEN.FM oder RUBIKON ein: Sie bildeten damals laut ihm eine „Gegenöffentlichkeit“ zu den traditionellen Qualitätsmedien. Zudem bedienten sie Verschwörungstheorien wie die von der „Lügenpresse“ und verkauften diese als seriöse Nachrichten. Laut dem Journalisten und ehemaligen Mitarbeiter von TELEPOLIS Thomas Konicz (2021) bewegt das Magazin sich in Richtung „opportunistisch und rechtsoffen-populistisch“, seitdem Harald Neuber der neue Chefredakteur wurde. Der Chefredakteur Harald Neuber schreibt im Juli 2023 in dem Magazin: „Telepolis ist weder rechts noch links, sondern immer demokratisch und kritisch – in alle Richtungen, vor allem aber gegenüber den Akteuren in unserem Land. Eingebetteten Journalismus, wie er in privaten und öffentlich-rechtlichen Medien immer mehr um sich greift, wird es hier nicht geben.“

Originalartikel
Was ist und was soll eine "Brandmauer"?
TELEPOLISMichael Andrick
31.08.2024 · 5 Minuten · Deutsch
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