Perspektive

Schützt man die Demokratie, wenn man die AfD verbietet?
Die anderen Parteien müssen die AfD kleinregieren, nicht verbieten
Die Perspektive in 30 Sekunden
Georg Anastasiadis zeigt sich gegenüber einem möglichen AfD-Verbotsverfahren skeptisch. „Was wäre das für eine Demokratie, die ein Viertel der Wählerstimmen für ungültig erklärt?“, fragt der Chefredakteur bei der Tageszeitung MÜNCHNER MERKUR.
Anastasiadis zeigt sich zwar ebenso überzeugt, dass die AfD „gesichert rechtsextremistisch“ ist. Aber ein Verbotsfahren könnte genauso gut scheitern. Die AfD wiederum könnte sich wieder als Opfer darstellen. Der MERKUR-Chef sieht stattdessen vor allem die neue Bundesregierung von CDU, CSU und SPD in der Pflicht.
„Der richtige Weg, demokratisch unangreifbar mit der AfD fertig zu werden, ist, die Probleme zu lösen, die Menschen dazu bringen, ihre Wahlstimme den Rechtsextremen zu schenken“, fordert Anastasiadis und mahnt: „Auf dem Spiel steht die beste Staatsform, die es je auf deutschem Boden gab.“
Anmerkung der Redaktion
Georg Anastasiadis ist Journalist und Chefredakteur des MÜNCHNER MERKUR. Er hat sein Volontariat bei der Lokalredaktion ISAR-LOISACHBOTE absolviert und Volkswirtschaftslehre in München studiert. Im Jahr 2000 übernahm Anastasiadis die Leitung der Wirtschaftsredaktion des MÜNCHNER MERKUR und wurde 2016 Chefredakteur.
Die Tageszeitung MÜNCHNER MERKUR wurde 1949 gegründet und hatte zuletzt eine verkaufte Auflage von rund 223.000 Exemplaren (IVW Q1/2025). Somit ist die Auflagenzahl im Vergleich zum Vorjahreszeitraum deutlich angestiegen. Der MÜNCHNER MERKUR und sein Boulevard-Ableger, die TZ, gehören zur Mediengruppe des westfälischen Verlegers Dirk Ippen. Die politische Grundhaltung des MÜNCHNER MERKURS wird etwa vom Medienmagazin KRESS und der TAZ als konservativ verortet. Der MERKUR gilt in Bayern als Gegenstück zur eher liberalen SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG, wobei diese auflagentechnisch im städtischen Raum dominiert; der MERKUR hat aufgrund vieler Lokalausgaben in vielen ländlichen Gebieten hingegen eine Monopolstellung inne. Die Watchblogs ÜBERMEDIEN und der BILDBLOG haben in der Vergangenheit kritisiert, dass es zur journalistischen Praxis des MERKURS gehöre, mit reißerischen Überschriften Reichweite zu generieren.

